Fast 70 Jahre sind vergangen, als Nazideutschland besiegt wurde, Ideologie und Praxis der Faschismus verurteilt wurden, aber rassistische Ideologie ist immer noch da. „Neofaschismus in Deutschland“ heißt die Ausstellung, die am 3.Juni 2014 in einer Stadtbibliothek eröffnet wurde. Ich spreche darüber mit Anja Thalbach, eine Mitarbeiterin der Stadtbibliothek.
Gestern, heute, morgen
Anja Thalbach bei einem Stand.
– Wie aktuell ist eine solche Ausstellung heutzutage?
– Leider, ist sie sehr aktuell. Die Mordserie der NSU ist nur die Spitze des rassistischen Eisbergs. Weit über 100 Todesopfer hat die neofaschistische Gewalt seit 1990 bereits gefordert. Viele Menschen sind zur Eröffnung der Ausstellung gekommen, wir finden, dass wir aktiv gegen nationalistisches Denken vorgehen müssen.
– Über die 100 Todesopfer hat das breite Publikum keine Ahnung.
– Man merkte jahrelang auch nichts vom Nazi-Untergrund. Auch blieb der stärkende Einfluss NPD-einer Partei, die Nationalismus und Revanchismus propagiert, unbemerkt. Heutzutage ist diese Partei in allen Bundesländern vertreten und erhält Staatsgeld für ihre „Arbeit“. Mittlerweile ist es durchaus üblich, dass Funktionäre der NPD in Vereinsvorständen und anderen gesellschaftlichen Strukturen verankert sind.
– Was kann die Ausstellung uns beibringen?
– Leider, sind wir sehr vergesslich. Man sollte die Lehre aus der Vergangenheit nicht vergessen, die Ausstellung erinnert uns alle daran. Dann werden „einfache“ Lösungen der Nazis nicht mehr attraktiv für den Wähler.
Taktik der Neofaschisten
– Die Ausstellung erzählt viel über die heutige politische Situation in Deutschland…
– Sie zeigt die Taktik der Nationalisten, welche versuchen Sympathisanten zu gewinnen. Dazu gehören Musikangebote, Rock-Konzerte und andere Veranstaltungen, beliebte Dress-Codes und Slogans.
Oft treten Neofaschisten wie andere politische Kräfte auf. Mal seien sie
„Antikapitalisten“ und gegen die „Brüsseler Bürokraten“, wie die Linke, mal sind sie
wie die CDU gegen geplante Moschee-Bauten. Immer benutzen die Neonazis
Ängste der Menschen, die politisch instrumentalisierbar sind. Sie bieten aber kein
konstruktives Programm und Lösungen. Deshalb ist Neofaschismus ist ein Weg
in Nichts.
Lina Zasepskaya, Frankfurt, Text und Fotos.