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Vulkanausbruch in Niedersachsen.

Sensation! In Niedersachsen wurde ein aktiver Vulkan entdeckt. Glauben Sie nicht? Vergebens. Wenn Sie in der komischen und exzentrischen Welt des Örtchens Iserhatsche gewesen wären, dann würden Sie auch an andere Dinge glauben. Möchten Sie sich wie Alice im Wunderland fühlen? Dann machen wir doch eine gemeinsame Fotoreise in das Königreich, wo Fatansie und Philosophie eng miteinander verbunden sind.

 

 

Geschichte

Anfang des letzten Jahrhunderts hat in Bispingen (eine kleine Stadt in der Nähe von Hamburg) ein gewisser Ernst Nölle eine große Landfläche erworben und gab den Ländereien den Namen Iserhatsche. Das Wort wird übersetzt als „Eisenherz“ und kommt höchstwahrscheinlich aus dem Altdeutschen. Einige Zeit später verstarb Nölle und das Anwesen wechselte den Besitzer lange Zeit. In 1986 war wieder ein neuer Besitzer an der Reihe und das war Uwe Schulz-Ebschbach, wonach die echte Geschichte von Iserhatsche begann. In 1989 initiierte der neue Besitzer den Umbau der Jagdvilla, dem damals einzigen Gebäude, und später wurde das Bergschloss Montagnetto errichtet, und in 2003 wurden die Türe für die ersten Besucher geöffnet.

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Logo ISERHATSCHE. © Heidekastell ISERHATSCHE, http://www.iserhatsche.de

„Neuschwanstein des Norden“ nennt Uwe Schulz-Ebschbach seine Ländereien. Aber der Vergleich ist meiner Meinung nach nicht vorteilhaft für den südlichen Bruder. Wie eine deutsche Journalistin anmerkte, im Vergleich mit der sonderbaren Welt von Iserhatsche sieht das Schloss von Ludwig, wie eine mutige Idee eines Puritaners aus. Man kann nicht eindeutig sagen, was genau Iserhatsche ist – für die einen ist es eine verrückte Verkörperung von Ideen eines exzentrischen Sonderlings, für die anderen – eine Ansammlung von Müll und die Verschwendung von Geld, für noch jemanden ist es eine erschütternde und märchenhafte Welt. Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Uwe Schulz-Ebschbach ist wahrscheinlich ein sehr glücklicher Mensch, glücklich dadurch, dass er seine Träume, Ideen und die Weltanschauung ins Leben rufen kann.

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Morgens kommen nicht so viele Besucher und wenn man an die kilometerlangen Menschenmassen vor Neuschwanstein denkt, fühlt man sich hier nicht als Tourist, sondern als Gast. Die Besichtigung der hiesigen Sehenswürdigkeiten beginnt bei der Jagdvilla. Wir kaufen die Tickets und zu unserer großen Verwunderung wird die Führung vom Besitzer selbst durchgeführt. Das ist ein älterer Mann, stämmig, gekleidet in einen ungewöhnlichen Anzug mit Wappenknöpfen und erinnert irgendwie an ein Mitglied eines alten Ordens.

 

Die Jagdvilla

 

In der Jagdvilla befinden sich die privaten Apartments der Familie, deswegen darf man dort leider keine Fotos machen. Von den 30 Zimmern wurden uns nur fünf gezeigt, aber ich hoffe, dass das die Interessantesten waren. Der erste Raum, den wir sehen, ist der Flur mit antiken Möbeln und Jagdtrophäen. Auf dem Boden sehen wir einen gemalten Teppich mit Münzenabbildungen (Deutsche Mark von 1948 bis 2001). Es macht Angst sich den Preis dieses Teppichs vorzustellen, wen man die Menge Der Münzen bedenkt, die dafür nötig waren.

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Das Hauptzimmer der Villa ist das Wohnzimmer mit einem großen Kamin, unzähligen Trophäen, antiken Möbeln Anfang des letzten Jahrhunderts und einer Sammlung von Bildern, die die Lüneburger Heide und das blühende Heidekraut darstellen. Weiter begeben wir uns in das Jagdzimmer im Biedermeierstil, mit von handbemalten Tapeten und dem Teppich, danach gehen wir in die ehemalige Bibliothek und den heutigen Spiegelsaal, wo Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten gesammelt sind.

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Diana-Sanssouci-Zimmer (Barockzimmer). © Heidekastell ISERHATSCHE, http://www.iserhatsche.de

Von dort aus kann man einen Blick in das prunkreichste Zimmer der Villa werfen – das Esszimmer von Diana-San-Soussi, wo alles golden glänzt. Die Besichtigung endet im Eichensaal der vier Jahreszeiten mit Möbeln der Gründerzeitepoche.

 

Montagnetto

Montagnetto ist ein künstlich errichteter Hügel, der aus mehreren ungewöhnlichen Bauten besteht. Von der einen Seite ist das eine kleine Kopie des märchenhaften Schlosses im italienischen Stil und einem Teil eines eingebauten Fachwerkhauses mit Wandmalereien. Von der anderen Seite ist das ein kleiner Wasserfall, eingebaut in ein System aus verschiedenen Terrassen und trägt seine Gewässer über die goldenen Pflastersteine zum unteren Teil der Komposition, wo ein aktiver Vulkan anliegt, der ausbricht, zischt und raucht, wenn man auf der elektrischen Fernbedienung den Knopf drückt. Im und außerhalb des Hügels befinden ich viele Räume.

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Die Grotte mit dem Ofen fürs Brotbacken z.B., aber das ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit. Die Grotte selbst ist ziemlich groß und dort kann durchaus eine kleine Gruppe von Partygästen Platz finden, und wenn man die Tür schließt, dann kommt kein Lärm nach draußen.

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Brotbackofengrotte. © Heidekastell ISERHATSCHE, http://www.iserhatsche.de

Der Boden in der Grotte ist beheizt, es stehen gemütliche Tische und Bänke und mit dem Drücken auf einen Knopf kann man einen Mechanismus in Gang setzen, der künstliche Nebelwolken aus einem kleinen Steinbrunnen ausströmt, und zum vollen Glück fließt von oben Wein und Bier. Und wenn man in die Hände klatscht so erfüllen die Hexenpuppen die Grotte mit erschütterndem Lachen.

 

In Montagnetto gibt es auch ein offizielles Standesamt.

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Was interessant ist, dass die Paare, ihre Gäste und die standesamtlichen Mitarbeiter während der Hochzeitszeremonie an einem runden geschnitzten Tisch mit ungewöhnlichen Stühlen aus Handarbeit sitzen. Das Zimmer selbst ist auch rund und hat eine Menge an Verzierungen und Aufschriften auf den Wänden und der Decke, die man stundenlang betrachten kann.

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Wir gehen durch die nächste Tür und gelangen in den großen, prächtigen Festsaal Sala del Monte, an dessen Wandmalerei man die ganze Menschheitsgeschichte der letzten zwei Tausend Jahre sehen. Hier kann man seine Hochzeit feiern, aber auch andere Feste…

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Das Bergschloss kann man durchaus verdient als Leidenschaftsberg bezeichnen, die Leidenschaft zum Sammeln. Schulz-Ebschbach ist ein leidenschaftlicher Sammler, viele Seiner Sammlungen stehen im Guinness Buch der Rekorde, und insgesamt gibt es hier ein hundert Kollektionen. Er sammelt, z.B. Leichenwagen – große und kleine, wozu er sie braucht, ist unklar. Im Berg befindet sich weltgrößte Bierkollektion, aus mehr als 19.000 vollen Flaschen diverser Formen und Größen, – von 7 bis 40 cm aus 168 Ländern der Welt, und wöchentlich wird die Kollektion mit neuen Kisten aus der ganzen Welt gefüllt.

„Wenn jeden Tag eine Flasche getrunken wird, dann wären mehr als 40 Jahre nötig, um die Kollektion zu leeren“, – erzählt der Besitzer.

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Einen bedeutenden Teil der Regale nimmt die zweitgrößte auf der Welt (500 Tausend) Streichholzschachtelkollektion, und diese Sammelrichtung nennt sich Phillumenie. Wir hatten wiederum Glück, der Hausmeister, der in uns keine Deutschen sah, machte eine individuelle Führung zwischen den „Bier- und Streichholzschätzen“, und zeigte uns sogar den Inhalt des geheimen Schränkchens mit der Kollektion erotischer Zubehörteile. Und was für Kollektionen haben wir da gesehen: Flaschenöffner wurden von antiken Bügeleisen und Saugglocken verschiedener Größen abgelöst, Körbe von Kugelschreibern, BH-Girlanden, Hufeisen und Weihnachtserzen, antike Fleischwölfe und Gießkannen verschiedener Ausführungen.

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Hinter Montagnetto ist eine kleine Noahs Arche gebaut, ein Holzbau mit einer Länge von 30, einer Höhe von 10 und einer Breite von 15 Metern, auf Bord welcher sich ein gemütlicher Raum für Privattreffen befindet. Das Schiff ist mit einem Heizsystem ausgestattet, die alle Räume und die Katakomben beheizt, durch welche die Besitzer schnell zu ihren Wohnräumen durchgehen können.

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ArachneRie ist die neue Attraktion in Iserhatsche. Der Bau mit Glaswänden und –decke, welche wie Spinnweben aussehen, in denen auf verschiedenen Etagen gemütliche und originelle Tische und Stühle stehen, bietet den Augen der neugierigen Touristen eine Kollektion von Gießkannen.

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Eine Glashütte befindet sich zwei Meter weiter, dort kann man die Arbeit des Meisters beobachten, eine individuelle Bestellung aufgeben, wie z.B. für ein Jubiläum, ein bestimmtes Ereignis, oder einfach nur ein Souvenir kaufen.

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Auf die müden Besucher wartet ein originelles, wie auch ganz Iserhatsche, Café mit einem gemütlichen Kamin, Malereien und Gemälden von der Lüneburger Heide, wo man sich nach solch einer langen Reise durch die Säle und Ecken des Anwesens stärken kann.

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Der regelmäßige Philosophiepark aus Eisen

Solch einen komischen Mann erhielt der Park dank zwei Ereignissen: dort wachsen Bäume, die aus Eisen gegossen sind, und mehr als 200 philosophischer Zitate verzieren den Park und begleiten Sie auf Ihrem Spaziergang, wobei die Zitate praktisch überall zu sehen sind, nicht nur im Park, sondern auch in allen Räumen des Anwesens.

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Somit haben wir hier noch eine Kollektion – jemand sammelt Zitate aus Aussagen und schreibt es in einem Notizheft nieder und jemand verziert damit einen Park und Wohnräume. Im Zentrum des Parks steht ein großer eiserner Vogelbeerbaum, etwa 8 Meter hoch und 2,38 im Umfang, darauf „wachsen“ Glocken verschiedener Größen, jeder entspricht einem Jahr des Lebens des Besitzers, und zwölf von ihnen spielen stündlich während des ganzen Tages verschiedene Melodien; sieben goldene Blätter und sieben goldene Wurzeln ragen aus seinem Eisenbaumstamm.

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Interessant ist auch in der Natur drum herum zu schlendern, wo man auch etwas Spannendes finden kann. Und was für tolle Aussichten eröffnen sich dem Auge auf den Wald und den See von der Spitze des Montagnetto!

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Sogar um das Leben nach dem Tod hat sich Uwe Schulz-Ebschbach voraussichtlich gekümmert. In seinem Jagdschloss steht zur allgemeinen Betrachtung ein Sitzsarg. Warum zum Sitzen? „Ich will keine Wundliegen“, – ist eine aufrichtige Erklärung, nicht wahr? Im Sarg gibt es ein Fensterchen für den Fall, wenn der Tod nicht echt sein wird, es ist auch ein Handy vorgesehen.

Sehr vieles macht Schulz-Ebschbach mit seinen Händen, er schläft nicht mehr, als vier Stunden pro Tag, sonst hätte er keine Zeit für die Verwirklichung seiner Ideen. Einer der neuen Projekte, der zum Ende des Jahres 2016 verwirklicht werden soll, ist ein Flaschenschloss, für dessen Bau eine ganze Million an leeren Flaschen benötigt wird.

Jana Каmаlov

Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer

Foto des Autors.

 

 

 

 

русская православная церковь заграницей иконы божией матери курская коренная в ганновере

Über IF: Jana Каmаlоv

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