Und das ist nicht die persönliche Meinung des Autors dieser Notizen. Dieses Urteil fällte in 2005 eine respektierte internationale Kommission, die den Kurortpark von Bad Pyrmont als den schönsten Park des Landes anerkannte. Und einer der schönsten Parks in Europa auch.
Jedoch wird aus der vor neun Jahren veröffentlichten Meinung der Experten nicht ganz deutlich, ob der Park von Bad Pyrmont überhaupt der schönste in Deutschland ist oder nur in der Kategorie von Kurortparks. Obwohl, sie können mir zustimmen, das ist prinzipiell nicht so bedeutend.
Der Park, der pittoresk auf 17 Hektar liegt, ist definitiv das Zentrum des berühmten (und ziemlich teuren!) Kurorts. Als sein Geburtsdatum nimmt man das Jahr 1767, als die Hauptallee, die Fontänenallee und die Klosteralle gebaut wurden. Und damals wurde auch an der östlichen Seite des Schlosses ein für Norddeutschland ungewöhnlicher Palmengarten angelegt. Heute wachsen dort etwa 300 große Palmen – die älteste ist etwa 430 Jahre alt – und auch eine Menge an kleineren. Also, der Garten ist die größte Palmenkollektion in Norddeutschland, die unter freiem Himmel wachsen.
Im Frühling versinkt der Park in Blumen: jährlich werden etwa eine Viertel Million Pflanzen in den Beeten gepflanzt. Und in den ersten Maitagen kommen hierher Tausende von Besuchern, um diese Schönheit zu bewundern. Dann, selbstverständlich, sind seine Alleen überfüllt und ungewohnt laut. In der übrigen Zeit stören die ruhigen und eher seltenen Touristen überhaupt nicht die beflügelten Bewohner des Parks. Sogar der vorsichtige Kranich erklärte sich gerne für ein Fotoshooting bereit, und die allgegenwärtigen Enten bemerkten diese ganze moderne Technik aufrichtig nicht. Und die Menschen beachteten sie nicht besonders: auf den Schwanz wird nicht getreten, die Federn werden nicht ausgezupft, das Übrige – ihre eigenen Probleme. Also, ihr könnt uns sogar porträtieren, aber stört uns nicht im Teich zu schwimmen oder auf dem Gras unter dem Busch zu dösen.
Und im Südteil des Parks steht ein vom Graben umzingeltes altes Schloss. Die zu ihm führende Brücke wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut, und das Schloss selbst, nach Angaben unzähliger Reiseführer von Prinz Anton Ulrich Waldeck-Pyrmont im Stil des klassischen Barock, wurde als Sommerresidenz errichtet. Sommer oder nicht, aber über die Sicherheit hat der Prinz nicht vergessen nachzudenken: wohl kaum wurden die unterirdischen Gänge ausschließlich für einsame Spaziergänge seiner Familie oder Gäste gebaut.
Heute befindet sich im Schloss das historische Museum des Stadt und des Kurorts, in welchem jährlich verschiedene Ausstellungen organisiert werden. Und in den beiden Innenhöfen des Schlosses finden unterschiedliche Feste statt, musikalische und theatralische Vorstellungen.
Und überhaupt, in Bad Pyrmont, welcher oft als Musikkurort bezeichnet wird, werden viele Kulturereignisse veranstaltet. Nicht zuletzt aufgrund von den neben Schloss liegenden Konzertsaal, Kurorttheater und Jazz-Club. Sehr beliebt bei Liebhabern der Kunst ist auch der „Pyrmonter Kultursommer“, der jedes Jahr ein breites Spektrum an musikalischen und theatralischen Vorstellungen bietet. Das gewisse etwas der Kurortsaison ist schon seit 270 Jahren der „Goldene Sonntag“, der am ersten Septemberwochenende stattfindet. Zehntausende von leuchtenden Punkten begleiten das Open Air Konzert und das musikalische Feuerwerk. Und am ersten Augustwochenende werden die Liebhaber der Komödie, der Magie und der Kunst vom „kleinen Fest“ eingeladen, welcher auch im Kurortpark stattfindet.
Aber alle Ausstellungen, Konzerte und Festivals sind nur ein angenehmer Zusatz zum Hauptzweck der Stadt selbst, und seines Kurortparks.
Die Heilkraft der hiesigen Quellen war schon den alten Römern und Germanen bekannt, wovon die vielen Schmuckwaren und Alltagsgegenstände der damaligen Zeit zeugen, bei Ausgrabungen gefunden. Im 12. Jahrhundert wurde hier das erste Schloss errichtet, und ab Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich der Ruhm der Heilgewässer von Pyrmont in ganz Europa. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt von dem europäischen Adel ins Herz geschlossen und seitdem gehört Bad Pyrmont zu den prestigereichsten europäischen Kurorten. Und ab 1947 ist es einer der vier staatlichen Kurorte von Niedersachsen.
Hier ist alles einem einzigen Ziel unterworfen – der Wiederherstellung der Gesundheit. Das Mineralwasser aus neun Quellen, die sich auf den Gebieten von Bad Pyrmont befinden, das schon lange zum Trinken und Heilbaden genutzt werden. Jährlich kommen hierher etwa 700 Tausend Menschen aus allen Ecken Europas. Zu ihren Diensten zählen zwölf Krankenhäuser und Sanatorien, wo insgesamt fast 1700 Personen Platz finden, vier Kurortheilzentren und mehr als 100 Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Apartments im Privatbereich. Kleine waldbewachsene Berge, zwischen denen sich der fröhlich in den Übergängen plätschernde Weser sich den Weg gebahnt hat, die Bad Pyrmont zum einen wundervollen Ort für die Erholung und Heilbehandlung bieten.
Selbstverständlich ist der Kurort für alle zugänglich. Unabhängig vom Verdienst, der Nationalität und der Staatsangehörigkeit. Außerdem ist es von Hameln nur 20 km entfernt, und von Hannover kann man mit der S-Bahn innerhalb von einer Stunde gelangen. Ohne Umsteigen, übrigens.
Was auch viele tun. Am Vormittag kommen, durch die Stadt spazieren, durch den Park schlendern, in einem Restaurant zu Mittag essen und – ab nach Hause. Ein toller Zufluss an Munterkeit und Gesundheit vor einer weiteren Arbeitswoche.
Ich weiß nicht, womöglich, idealisiert Ihr ergebener Diener die Situation, aber die Luft ist in dem Kurortpark von Bad Pyrmont ganz anders. Leicht, lecker, wenn Sie so wollen. Die Luft erfüllt buchstäblich die Lunge mit einer belebenden Welle und zerfließt im ganzen Körper. In wenigen Minuten verschwindet die Müdigkeit, die Laune wird besser…Ein einziges Paradies!
Klar, wenn man dort leben würde, dann wäre der Eindruck ein wenig anders. Wahrscheinlich gar keiner. Und wenn man manchmal für einen Tag herkommt… Dafür gibt es auch Kurorte: dort leben nicht viele, aber genießen und die Gesundheit wiederherstellen Hunderte von Tausenden.
Boris Kunin
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer
Foto des Autors.