Die Frankfurter Kunsthalle Schirn erlebt einen Ansturm: Hier wurde gerade eine neue Ausstellung eröffnet. Vincent van Gogh, Toulouse-Lautrec, Pablo Picasso, Edgar Degas, Suzanne Valadon, diese Namen können jeder beeindrucken.
Diese berühmten Künstler und auch weniger bekannte lebten auf Montmartre und schufen aus einer unbekannten Gegend eine Art Kunst – Mekka. Die Ausstellung versucht „Montmartre – Phänomene“ aufzuzeigen und zu entziffern.
Mit den Augen des Künstlers
Wie kann man über seine Zeit erzählen?
In der Ausstellung sind alle Bilder thematisch fest angeordnet. Alles hat seine Logik. So ist der erste Saal voller Bilder von „ Montmartre – Landschaften“, Straßen, Häusern und pittoresken Cafés. Im zweiten Saal sind Akte und Porträts von Frauen aus Montmartre. Plakatkunst findet man im dritten Saal vor. Diese ist erst seit der Montmartrer Zeit auch als „richtige“ Kunst anerkannt.
Jeder Künstler hatte seine eigene Lieblingsmotive, die er gekonnt darstellt. Van Gogh schuf so wunderschöne Landschaften. Toulouse – Lautrec spezialisierte sich auf aufreizende Frauen aus dem Rotlichtmilieu und stellte sie leicht bekleidet da.
Die echte Entdeckung bilden jedoch nicht die bekannten Künstler, sondern eher diejenigen, die man gar nicht bei Namen kennt. Jene stechen mit ihren herausragenden Werken heraus. So wurde das Gemälde von Louis Anquentin „Frau mit Voile“ die Visitenkarte der Ausstellung, ein wenig bekannter Künstler.
Wer ist die Unbekannte von dem Bild? Was machte sie, wovon lebte sie? Die Ausstellung ist von Informationen begleitet, die viel Interessantes über das Alltagsleben vieler Frauen der damaligen Zeit erzählt. Viele junge Frauen aus armen Verhältnissen wurden einfach gezwungen Akt- Modelle zu werden. Tausende der Frauen baten ihre Dienste auf dem wöchentlichen Kunstmarkt an oder verdienten ihren Unterhalt als Prostituierte. Natürlich hat das bohemische Leben seinen Reiz. Die Menschen verbrachten viel Zeit zusammen in Cafés und hatten viel Spaß dabei, wie auf dem Bild von Henry Evenepoel „Café“
Dieser französische Künstler ist auch unbekannt für das breite Publikum. Vielleicht weil er nur 27 Jahre lebte.
Von einer Modelle zum Künstlerin
Suzanne Valadon „Akt“.
Bilder von Suzanne Valadon erregen besonderes Interesse. Scharfe Linien, bunte Farben, perfekte Kompositionen. Originell, hervorragend, anziehend. Ihre Lebensgeschichte ist wunderlich. Die Tochter einer unverheirateten Wäscherin wurde zum Modelle und Muse vieler französischer Künstler. Heimlich lernte sie vieles von Ihnen, jahrelang malte sie dann und zeigte dem Publikum ihre Werke. Valadon wurde die erste Frau, die Erfolg und Anerkennung noch zu ihren Lebzeiten bekommen hatte und sogar Mitglied der Kunstakademie wurde.
Geburt einer neuen Kunst
Im Saal der Künstlerplakate.
Montmarte schenkte der Welt nicht nur hervorragende Künstler, sondern auch eine neue Kunstform. Hier wurde moderne Kunst zu Werbezwecken für die Veranstaltungen in den Cafés, Zirkussen und so weiter genutzt. So entstanden die ersten Plakate.
Man kann nicht über alle interessanten Werke der Ausstellung berichten. Ich hoffe, dass ich Ihr Interesse geweckt habe. Die Ausstellung wird noch bis zum 1.Juni 2014 offen sein. Herzlich willkommen!
Lina Zasepskaya, Frankfurt, Fotos und Text.