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Integrationszentrum Mi&V e.V. – Mitarbeit und Verständigung

Mein Weg zum Gotteshaus

In 1988 hatte ich das Glück den Erzbischof Jewgenij zu treffen, einen Mensch, welcher eine sehr wichtige Rolle in meinem Schicksal spielte. In meiner Weltanschauung. Zu sagen, dass er auf mein Schicksal eingewirkt hat, ist nichts zu sagen, denn dieser talentierte Mensch konnte nach der jahrelangen Zerstörung innerhalb von 15 Jahren das geistliche Leben in der Region Tambow wiederzuerwecken, stellte etwa 100 Gotteshäuser wieder her, 3 Kloster und eine Klosterschule. Er hat mit seiner unglaublichen Energie geschafft Schulen zu besuchen, ein Medizininstitut und, natürlich, sein Lieblingskrankenhaus des Erzbischofs Luka.

Unser erstes Treffen organisierte eine ehemalige Lehrerin, aktive Kirchengängerin E.W. Raduto. Sie ist einst im Sommer zu mir ins Büro gekommen und fragte:
– Warum laden Sie die Eminenz nicht in ihr Museum der Medizingeschichte ein?
– Würden wir ja gerne, aber wir wissen nicht, wie wir das organisieren sollen.
– Ich werde Ihnen helfen.
Und, wirklich, schon bald bekamen wir eine Einladung von der Eminenz. Boris Iwanowitsch Zihatsch und ich statteten ihm einen Besuch ab und ich schenkte ihm meine ganze Kollektion der alten Postkarten mit Ansichten aller Kirchen in Tambow. Nachdem er sich die Postkarten anschaute, sagte er:
– Wenn alle Gotteshäuser erhalten wären, dann wäre die Region Tambow auf gleichem Niveau mit dem „Goldenen Ring Russlands“.
Und als ich ihm das alte Foliant Reans „Apostel Paul“ zeigte, küsste die Eminenz mich und dann küsste er mein Geschenk, stellte es auf ein Bucherregal neben genauso einem Band des gleichen Autors, aber das Buch hier „Jesus Christus“.

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1993. Der erste Besuch des Patriarchs im städtischen Krankenhaus.

Nach dem Besuch des Erzbischofs fanden unsere Treffen während der nächsten 15 Jahre regelmäßig statt. Zu jedem Feiertag der Russischen Orthodoxen Kirche erhielt ich eine persönliche Einladung von Seiner Eminenz.
Ich finde, dass ein Treffen und die Kommunikation mit solch einem geistlich reichen Menschen ein Geschenk von Gott ist.
Bei einem der Treffen erzählte ich Seiner Eminenz von der ersten Kommunion im Krankenhaus und über die komplette Unwissenheit des Volkes in den Grundlagen des orthodoxen Glaubens. Und woher sollte auch das Volk Kenntnisse vom Glauben haben, wenn die schönsten Gotteshäuser explodierten, die Religionsinstitute geschlossen wurden: Schulen, Akademien. In den sowjetischen Schulen wurde den Schülern das unerschütterliche Postulat eingetrichtert: der Glaube an Gott ist Opium für das Volk.
Meine medizinischen langjährigen Beobachtungen, im Gegensatz, zeigten das Gegenteil: dieses „Opium“ beeinflusst den Menschen auf eine positive Art und Weise. Auf der ganzen Welt nutzt die Medizin mit großem Nutzen die Religion im Prozess der Heilung von Patienten und nur in unserem Land wurde in 1917 diese Union zerbrochen. Viele Wissenschaftler der Welt haben bewiesen, dass die physische Wiederherstellung des Organismus während des Heilungsprozesses viel schneller gerade bei Gläubigen stattfindet.

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Der hl. Märtyrer Pateleymon der Heiler. Foto von Irina Afanasjeva.

Nachdem er sich mit großer Aufmerksamkeit meine Erzählung anhörte, fragte seine Eminenz, ob es in dem Krankenhaus einen freien Raum gibt, um darin einen kleinen Gebetsraum einrichten zu können. Solch einen Raum fanden wir natürlich und das Episkopat half uns es allen Regeln entsprechend einzurichten. Einige Monate später erkundigte er sich, was die Patienten zu unserer Einführung sagen? Es stellte sich heraus, dass nicht wenige Patienten gerne vor den Ikonen alleine blieben und Gottes Hilfe bei der Befreiung von ihren Krankheiten erbeteten.

Wahrscheinlich waren unsere Vorfahren weiser als wir. Denn vor der Revolution gab es in jedem großen Krankenhaus eine Krankenhauskirche.
Ich erzählte seiner Eminenz über die Krankenhauskirchen in deutschen Krankenhäusern. Ab Anfang der 90er Jahre fing ich an meinen jüngeren Sohn Aleksander zu besuchen, der dank des Humboldt-Stipendiums das Recht erhielt in einem der Krankenhäuser Hannovers zu praktizieren. Nach der vorgesehen Frist wurde ihm eine feste Stelle angeboten. Und ich erlebte währenddessen „erfolgreich“ zwei Infarkte und jedes Mal wenn ich meinen Sohn besuchte, bestand Aleksander darauf, dass ich mich untersuchen ließ. Ich war in verschiedenen Kliniken in Hannover, Hildesheim, Wetzlar, Frankfurt am Main und in anderen Städten, und in jedem dieser Krankenhäuser fand ich eine Krankenhauskirche vor. Dort wird es als Kapelle bezeichnet. Jedes Mal fand ich die Möglichkeit dort hinein zu gehen und mit voller Aufmerksamkeit zu betrachten,  wie in der Stille der Ikonen und des Kruzifixes eine Frau oder ein Mann beteten, Gott baten ihre oder die Gesundheit ihrer Familie wiederherzustellen. Wenn ich sie so anschaute, so sah ich erleuchtete Gesichter nach dem Gebet, und es schien mir, dass sie Hoffnung und Glaube an eine erfolgreiche Heilung  und die Befreiung von ihren Qualen erhielten.
Genau dann erleuchtete mich die Idee eine Krankenhauskirche zu bauen.
In 1988 wurde mit der unmittelbaren Teilnahme des Patriarchen entstand der Entwurf der Krankenhauskirche zu Ehren des großen Märtyrers Panteleymon des Heilers und in ihr Fundame wurde eine Metallbox mit einer Gedenkurkunde für Nachkommen eingemauert.

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1998. Die Kapsel mit der „Gedenkurkunde“ , die in das Fundament der Kirche des hl. Märtyrers Pateleymon des Heilers eingemauert wurde.

Den Platz fanden wir, aber dann kamm die ewige Frage auf: wo sollen wir das Geld für die Planung und den Bau hernehmen?  Ich trat im Tambower Fernsehen auf und außerdem wurde in den Zeitungen unsere Ansprache an die Bürger des Regionszentrums veröffentlicht, bezüglich der Geldmittel für den Bau der Krankenhauskirche. Auf unsere Ansprache reagierten einige Bürger. Einer der ersten war Ilja Danilowitsch Martynov. Er überwies auf ein spezielles Konto 100 Tausend Rubel.  Es gab auch andere Spender, aber, leider, habe ich mir ihre Namen nicht gemerkt, aber es wurden ihnen allen Dankbriefe verschickt, die von dem Erzbischof und mir unterschrieben wurden.

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Das ursprüngliche Projekt hat nur wenig an einen orthodoxen Tempel erinnert und sah mehr, wie eine Kapelle aus. Später wurde das Projekt geändert.
Wegen dem Fehlen der Mittel wurde der Bau für einige Zeit stillgelegt, aber es fanden sich wohlhabende Menschen, die diese gute Idee gesponsort haben, Geld zur Verfügung stellten und die Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Der wohlhabende Geschäftsmann Boldyrev Konstantin Wladimirowitsch hat finanziell das Projekt unterstützt und somit hat dazu verholfen, dass der Bau vervollständigt wurde.
In 2010 wurde die Krankenhauskirche zu Ende gebaut und feierlich eröffnet.

Foto aus dem Archiv des Autors

Jakow Farber

Jakow Josifowitsch Faber, verdienstvoller Arzt der Russichen Föderation, Doktor der Medizin, Ehrenvoller Bürger Tambows, Mitglied des Journalistenvereins der Russichen Föderation.

 

Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer

русская православная церковь заграницей иконы божией матери курская коренная в ганновере

Über IF: Jakow Farber

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