Gavdos – das sind gerade mal 27 m² an Hügeln und Bergen im Mittelmeer. Ausgebrannt von der Sonne, zerrissen vom Wind und abgeschnitten von der Welt. Was zwingt die Menschen aus allen Teilen Europas ihre Karriere und das komfortable Leben in der Stadt aufzugeben und in spartanische Zustände umzuziehen? Die Korrespondentin von Inter-Focus.de verbachte auf der Insel drei Monate mit dem Versuch diese Frage zu beantworten.
40 Stunden bis Athen
Im März beginnt auf der Insel der Frühling.
Jeder erfahrene Reisende weiß: um die Einheimischen zu verstehen, muss man gemäß ihrer Philosophie leben. In unserem Fall bedeutet das: den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen, das Essen (Fisch) selbst erwirtschaften, die Zeitrechnung verlieren und, letztendlich, das Schwierigste – alles in den Vordergrund rücken, was einem Freude macht. Das wird nicht leicht.
Das Wetter auf Gavdos kann im Februar und März ganz unterschiedlich sein – von 20° tagsüber bis 3°-5° in der Nacht. Wir entschieden ein Zelt und warme Schlafsäcke mitzunehmen. Von elektronischen Geräten nehmen wir nur das Handy mit einer neuen Nummer mit, die nur engen Freunden und der Familie bekannt ist.
Da wir zeitlich nicht eingeschränkt sind, entscheiden wir uns dazu durch Europa von einem Ende zum anderen zu fahren, nur mit Land- und Wassertransportmitteln. Die ganze Reise wird etwa fünf Tage einnehmen.
Nachdem wir in den Bus steigen, lassen wir hinter uns in Warschau den Regen mit dem Schnee und Matsch. Unterwegs treffen wir auf märchenhaft weißen Schnee in der -20°-Slowakei, einen Schneesturm in Serbien, Glatteis in den Gebirgen in Makedonien und, letztendlich, den warmen Regen in Athen.
Wir erreichen die Hauptstadt Griechenlands in der Nacht und das erste, was wir tun, gequält von der 40-stündigen Fahrt, ist sich aufs Bett fallen zu lassen. Am Morgen, nachdem wir die Jalousien hochfahren, erleben wir einen wahrhaftigen Schock. Nach der kalten, im Winterschlaf versunkenen Stadt, sehen wir das von Leben, Lärm und Gewusel erfüllte Athen, wo an jeder Ecke Grünzeug, Palmen, Motorradfahrer und Hunderte von Menschen, die in Cafés sitzen, uns begrüßen. Wir freuen uns wie Kinder. Lebe hoch der Süden Europas!
Calypso und die Russen
Die Spitzen Weißer Berge auf Kreta erreichen 2500 Meter.
Am Abend desselben Tages wartete auf uns die 12-stündige Fähre bis nach Chania auf der Insel Kreta. Danach eine Busfahrt durch steile, atemberaubende Gebirgspässe bis zu der kleinen Siedlung Chora Sfakion. Dort, mit viel Glück, werden wir übernachten und früh morgens mit der Fähre weiter nach Gavdos fahren.
Die letzte Etappe der Reise war die risikoreichste. Unbekannt, wie das Wetter sein wird. Wenn schlecht – dann fährt die Fähre nicht. So kann man für einige Wochen stecken bleiben. Im Fahrkartenverkaufsbüro werden die Arme in Ratlosigkeit ausgebreitet. Heute ist gutes Wetter, was morgen ist wird der Tag zeigen. Nun ja, lebe hoch der Süden Europas!..
Deswegen ist das erste, was wir nach der Ankunft in Chroa Sfakion tun ist in die Taverne zu rennen, die oft von der Schiffscrew besucht wird. Es ist fünf Uhr abends, aber keiner weiß etwas. Wir bringen viel Geduld auf. Der Kneipenbesitzer serviert uns hausgemachte Rakija. Die Atmosphäre wird wärmer. Wir werden ausgefragt, warum wir nach Gavdos wollen. Sie lächeln. Wohl treffen sie hier oft auf solche Romantiker. Sie erzählen uns, dass Gavdos über eine magische Atmosphäre verfügt. Laut der griechischen Mythologie, war das die Insel Calypso, wo Odysseus sieben Jahre verbrachte.
– Jetzt, – sagt der Tavernenbesitzer, – zieht die Insel verschiedene Menschen an.
– Zum Beispiel, – frage ich.
– Z.B. leben dort Russen.
Russen im Ausland – eine Seltenheit, denke ich.
– Sei erbauten dort einen Bunker 100 Meter unter der Erde, – fährt der Besitzer fort.
Ein vielversprechender Anfang… In das Gespräch mischt sich einer der Besucher ein. Er erzählt,
dass das Wissenschaftler sind (unterschiedlichen Quellen zufolge zwischen 7 und 25 Personen!), die im Kernkraftwerk Tschernobyl arbeiteten und gleich nach der Atomkatastrophe nach Gavdos flohen.
Spät abends stellt sich heraus, dass wir doch Glück hatten – wir werden früh losfahren. Wir beeilen uns ins Hotel, um das letzte Mal in den kommenden drei Monaten eine heiße Dusche zu nehmen.
Das Reiseziel
Der Ausblick vom Strand auf Sarakiniko.
Vom Strand auf Chora Sfakion kann man bei gutem Wetter den 35 km entfernten Gavdos sehen. Aber mit der kleinen Fähre sind wir ganze 3,5 Stunden unterwegs. Am Horizont sind Berge und Hügel zu sehen, der höchste von welchen etwa 360 Meter erreicht. Das ist das Ende von Europa. Oder ihr Anfang. In jedem Fall – das nächste ist der afrikanische Kontinent.
Als wir das Ziel erreichen und an Land gehen, dreht sich der Kopf von frischer Luft und den Emotionen. Plötzlich spüren wir die ganze Erschöpfung der fünftägigen Reise. Wir stehen mit Rucksäcken in dem kleinen Hafen und schauen uns um, – das ist unsere Garten Eden Insel. An dieser Stelle enden alle Ideen bezüglich dessen was weiter passiert…Wir erinnern uns an die erste Regel: das tun, was die Einheimischen machen. Folglich, setzen wir uns an den Tisch in der Hafentaverne und bestellen Kaffee. Wir erwecken offensichtlich großes Interesse bei den anderen – die einzigen Touristen auf der Insel. Wir schauen uns auch genauer um. Es ist 1. Februar, aber alle sind braun gebrannt, sommerlich angezogen, mit kurzen Ärmeln. Neben ihnen sehen wir irgendwie krank und blass aus.
Letzten Endes, hält eine Frau die Spannung nicht aus und fängt ein Gespräch mit uns an. Sie ist Französin im Balzac Alter (wie wir später gemerkt haben, Tags und Nachts – ein unersetzlicher Teil der Taverne). Fünf Minuten später findet sie für uns ein Auto. Jorgas wir uns nach Korfos bringen, weil das für ihn auf dem Weg liegt.
Korfos ist ein sehr netter Strand, welcher sich im engen Tal befindet.
Wir suchen ein Plätzchen unter der großen Krone einer Kiefer und schlagen etwa 100 Meter vom Strand entfernt unser Zelt auf. Aus den in der Nähe gefundenen Baumteilen und Steinen bauen wir uns eine Bank, einen Tisch und ein „Gasherd“.
Der leckerste Kaffee
Ab Mürz-April und bis Oktober fällt auf der Insel kein Tröpfchen Regen.
An diesem ersten Morgen in Gavdos war es schwer nicht über die Leichtsinnigkeit unseres Plans nachzudenken. Die Schultern und der Rücken, die an die bequeme Matratze zu Hause gewöhnt sind, schmerzten. Ich brühte Kaffee auf und entschied es am Strand zu trinken. Mich suchen Zweifel auf. Heute ist tolles Wetter, das Meer ist erstaunlich ruhig, in der Ferne sich die Spitzen der weißen Berge auf Kreta zu sehen. Vor den Augen entstehen Bilder aus der Serie „Ausblicke des grauen Warschau“. Zwei verschiedene Welten. Es wird mir hier wohl gefallen. Aber es gibt keine Zeit für Zentimeter, ich muss auf Erkundungsjagd gehen.
Die Erkundung der Insel beginnen wir mit dem Wichtigsten – der Wasserquelle. Wir hatten Glück, denn der Bach mit dem besten Trinkwasser befindet sich etwa 300 Meter von unserem „Haus“ entfernt, an einer außerordentlich schönen Stelle. Von der einen Seite – ein Nadelwald, von der anderen – eine Klippe und große Steinblöcke. Eine bessere „Stenografie“ für die Verkörperung griechischer Mythen kann man gar nicht finden.
Das Wasser, dessen Temperatur 15° nicht übersteigt, verleiht uns Frische. Wir entscheiden uns die Siedlung Sarakiniko zu besuchen. Dort befindet sich das Touristikzentrum und der längste in der Umgebung Sandstrand.
Auf Gavdis, wie auch auf der Mehrzahl griechischer Inseln, bleibt im Winter das Leben praktisch stehen.
Und zwar bezüglich der nicht vorhandenen Touristen, die essen, trinken und einkaufen wollen und die örtlichen Geschäftsmänner haben Urlaub zwischen Oktober und Juni. Auf Sarakiniko befindet sich einer der zwei Läden.
Ehrlich gesagt, die Siedlung sieht ziemlich traurig aus. Die Griechen leiden wohl nicht an übergroßer Liebe zur Sauberkeit. Im Winter sieht man das noch besser. Wenn nicht die angeborene Gastfreundlichkeit der Einheimischen, wäre es schwer den Tourismus zu entwickeln.
Mit 200 Euro auskommen
Ziegen und Schafe – die einzigen Säugetiere auf Gavdos.
Noch vor zehn Jahren sah die Zukunft von Gavdos recht düster aus. Die örtlichen Jugendlichen wollten nicht, wie ihre Eltern leben, Fische fangen und Olivenbäume züchten. Sie verließen in Massen die Insel, um näher an der Zivilisation zu sein. Das Paradox liegt darin, dass genau dadurch Gavdos seine „zweite Jugend“ Erlebt hat. Denn was für die Einheimischen eine alltägliche Qual ist, ist für die Großstadtbewohner beinah der Traum des ganzen Lebens. Mit der Methode des „Sarafan Radios“ verbreitete sich die Information über dem magischen Ort am Rande Europas. Gavdos wurde von Menschen aus Großstädten besucht. In den Ferien, dann für ein Jahr, für zwei… Ein Teil blieb auf der Insel. Jetzt leben hier zwischen 50 und 80 Menschen, unter welchen sowohl Griechen, Russen, Polen, Franzosen, Schweizer, Engländer, Dänen, als auch Brasilianer und Pakistaner sind. Die beständigsten sind komplett in die einheimische Bevölkerung eingeflossen.
Unsere Nachbarn, ein dänisches Paar, kamen vor drei Jahren hierher. Anfangs lebten sie in einem Zelt, jetzt in „niemandes“ Haus (verlassenes und von den neuen Bewohnern zu Ende gebautes Haus). Im Sommer fahren sie nach Dänemark, um für die weiteren neun Monate auf Gavdos Geld zu verdienen. Ein bescheidenes, aber vollkommen ausreichendes Budget pro Person – 200 Euro im Monat. Wenn es in der Nähe keine Einkaufshäuser und Geschäfte gibt, die Wunder versprechen, dann stellt sich heraus, dass der Mensch nicht viel brauchst – Essen, Zigaretten und Bücher.
Ich frage sie, ob sie sich hier nicht langweilen. Nein. Sie haben eine Theatergruppe organisiert, experimentieren mit verschiedenen Kunstrichtungen. Die übrige Zeit sind sie mit dem Haushalt beschäftigt. Wenn in dem Haus keine Elektrizität gibt, wächst die Menge der Aufgaben: Feuerholz sammeln, Wasser vom Bach bringen, waschen (ohne Waschmaschine!), und abends, wenn es dunkel wird, kann man mit Kerzenlicht lesen.
Brot und Wein
Die langersehnte Fähre…
Наши соседи оказались ценным источником информации. Рассказали нам, что каждый из 10 местных поселков соединен тропинкой, пробегающей через горы. Для нас это спасение. Короткая дорога, – значит, вместо 12 км придется пройти только 6!.. Проясняя ситуацию, подчеркну, что на Гавдосе отсутствует само понятие общественного транспорта. Если, как в нашем случае, нет машины, то можно рассчитывать только на «11-й номер», – свои две ноги.
Сегодня решаем отправиться в верхнюю часть острова с «боевым заданием» — найти пекаря. Первая остановка на нашем пути — Ватсина, где живет в основном старшее поколение. Когда-то здесь был культурный центр острова. То есть, таверна, которую все посещали. Сейчас здесь полузаброшенный поселок, расположенный над 300-метровой пропастью. Тем не менее, это магическое место.
Дальше по курсу — столица Гавдоса г. Кастри. В это время года здесь очень красиво. Одно из немногих мест, где растут трава и цветы. Здесь располагаются офис мэра острова, тюрьма и медпункт.
Измученные хождением, решаем заглянуть в местную таверну. Владелец сидит на террасе и пьет кофе. Он и сам несколько лет назад переехал на Гавдос из Афин. Говорит, что хотя оставил в городе бизнес, обратно не спешит.
В конце концов, находим дом пекаря. Его пекарня больше похожа на мастерскую. Есть несколько примитивных приборов, деревянные столы. Пытается нам объяснить по-гречески, что хлеб печет три раза в неделю и что за свежим надо прийти завтра. Видя, что не понимаем, достает стаканы, наливает вино.
Активы и пассивы
Порядок – понятие относительное…
Es verging schon ein Monat und wir konnten noch keinen einzigen Fisch fangen. Ich sehe Eifersucht in den Augen meines Freundes, als ein örtlicher Fischer aus eines großen Barrakuda ein Filet macht. Ich beruhige ihn,- die Einheimischen der Insel kennen das von klein auf. Wenn das Wetter es zulässt, fahren sie jeden Abend raus um die Netze auszuwerfen. Für sie ist Fisch – ein Aktiv, das beinah bis zum Sommer eingefroren ist. Wenn es auf den Teller des Touristen gelangt, verwandelt es sich sofort in Bares. Oder ein wenig anders: der, der im Winter arbeitet, bekommt im Sommer viele Euros. Das ist die Hauptlektion der Wirtschaft von Gavdos.
Mit offenem Appetit betrachten wir die frischen Langusten, aber es ist an der Zeit weiter zu gehen. Heute schauen wir uns die örtlichen Miesmuscheln an. Wir gehen zu den am schwersten begehbarsten Stränden der Insel. Wo man nicht mit dem Auto hinkommen kann. Zuerst passieren wir Agianis. Hier wächst einer der letzten Zedernwälder in Europa. Weiter – Lavrakas, der abgelegenste und „radikalste“ Teil der Insel. Dorthin führt ein Pfad, der entlang einer Schlucht verläuft. Um diesen zu passieren, muss man stahlharte Nerven und gutes Schuhwerk haben. Denn, erstens ist es sehr hoch und eng und, zweitens, voll von kleinen Steinen, ideal, um auszurutschen…
Nach Lavrakas kommen in der Regel junge Leute, die in kleinen, selbstgebauten Häusern leben. Sie wenden die Methode ihre Urväter an: sie bauen aus zugänglichem Material: Ton, Steinen und Holz, die in das Meer hinausgeworfen werden. In jedem Haus gibt es einen Ofen, der nur an kalten Tagen geheizt wird. Draußen befindet sich ein Grill. Hier gibt es ein großes Problem mit Süßwasser. Um genauer zu sein, auf der Insel gibt es praktisch keins.
Was machen die Leute hier? Die Antwort kling banal: sie leben. Jeden Abend beobachten sie den ungewöhnlich schönen Sonnenuntergang. Im Sommer fahren einige von Ihnen in den Westen Europas oder auf reiche griechische Inseln, um vier Monate zu arbeiten, und die restliche Zeit hier mit Freunden zu verbringen.
Zurück zu den alltäglichen Problemen, zeigen sie uns essbare Miesmuscheln, die fest an den küstennahen Klippen und Steinen „kleben“. Sie werden mit einem Messer abgetrennt, leicht mit Zitronensaft beträufelt, und das Gericht ist fertig. Und wenn das Wasser im Meer sich erwärmt, kann man hinter den Seeigeln tauchen. Sie werden auch roh gegessen.
Tragödien und Komödien
Die Straßen müssen auch bewachst werden.
Der Wind beruhigt sich praktisch gar nicht. Es ändert sich nur seine Richtung. Am Schlimmsten ist, wenn der Sirocco weht, der mit sich klebrigen Sand und Staub bringt. Alles wird mit grauem Staub bedeckt und die Sonne verwandelt sich in einen silbernen Ball. Man kann sich nirgendwo verstecken.
Zum ersten Mal zeigen die Einheimischen keinen Enthusiasmus. In den Regalen der Geschäfte nur Fischkonserven und einige Orangen. Wegen schlechtem Wetter kam seit drei Wochen keine Fähre aus Paleochora, woher normalerweise die Lebensmittel kommen, deswegen sind Gemüse und Obst die Basis unserer Ernährung.
Die Insel hängt komplett von der Fähre ab. Von Kreta wird nicht nur Essen, sondern auch Trinkwasser, Kraftstoff, Medikamente und die Post gebracht. Wenn abends ein Sturm mit 5 auf der Skala vorhergesagt wird, fährt die Fähre nicht. In der Hafentaverne wird erzählt, dass im Sommer hier des Öfteren Szenen von Dante aufgeführt werden. Die Touristen sind nicht immer im Stande die hiesige Philosophie zu begreifen, die nur mit einem Satz ausgedrückt wird: die Fähre wird kommen, wenn sie kommt. Sie greifen nach den Geldbörsen, sie sind bereit großes Geld zu zahlen, um nach Kreta zu kommen. Denn sie haben Tickets, Flugzeug, Arbeit! Und der Kapitän hat – Sturm, und in den nächsten Tagen wird er nirgendwohin fahren…Das Meer kann man nicht kaufen, es bleibt nur geduldig zu warten. Vielleicht mit einem Gläschen Wein?
Die Erwartung wächst in echte Freude über, wenn der Wind sich beruhigt. Wir beeilen uns zum Hafen, und werden von dem glänzenden Jorgas gebracht. Heute werden alle Einwohner der Insel in die Hafentaverne kommen. Es herrscht feierliche Atmosphäre, alle lachen und unterhalten sich miteinander. Die Tische werden zusammengestellt, das Bier und der Wein fließen in Strömen. Wenn das Schiff am Horizont zu sehen ist, wächst die Freude in Euphorie über. Die Autos bilden eine Schlange, fahren an Bord, Waren werden ausgeladen, Autos fahren an Land. Überall sind Menschen, die mit großen Kartons und Säcken herumlaufen. Last but not least, wie die Kirsche auf der Torte, fährt Bobis ein – eine unglaublich charismatische Persönlichkeit. Im Winter ist er ein Hirte, im Sommer – Kellner, und, unabhängig von der Jahreszeit, Postbote. Die Menschenmenge umzingelt seinen grünen Pick-Up. Er, kerzengerade sitzend, liest laut und deutlich die Namen vor:
– Jorgi!
– Ich!
– Dein Brief.
Freude und Philosophie
Ausblick auf Korfos.
Die letzten Tage auf Gavdos waren besonders schwer. Wir wollten nichts machen. Gedanken und die plötzlich aufgekommenen Gefühle ließen einem keine Ruhe. Wir hatten nicht die Sicherheit, dass wir überhaupt die Insel verlassen werden. Aber das Schrecklichste war, dass es an der Zeit war die Zähne zusammenzubeißen und ein Fazit ziehen.
Sind die Menschen glücklich, die ihr komfortables Leben in der Stadt zurücklassen und es gegen die spartanischen Bedingungen der Insel austauschen? Falsch gestellte Frage. Was haben sie dafür bekommen? Komplette Freiheit und eine Menge Zeit. Das Recht es aufzuhören zu zählen. Lernen sich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Was opfern sie? Ambitionen, „gute“ Arbeit, den Glauben an die geplante Zukunft.
Der Mensch, der wenig verlangt, bekommt weniger, aber wird seltener enttäuscht – das ist die zweite Lektion der Philosophie von Gavdos. Der, der den Sinn dieser Worte versteht, wird seinen Platz auf der Insel finden. Was uns anbetrifft, so entscheiden wir zurück zum Kontinent zu kehren. Und nicht nur deswegen, weil wir viele Ideen und Ambitionen haben. Es gibt noch etwas sehr Wichtiges. Wir träumen denselben Traum, darin – polnische Masuren, dunkles Wasser im See und der Birkenwald.
Tatjana Kolesnitschenko, Freelance Korrespondentin in Polen.
Foto des Autors.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer.