Strömend durch die dichtesten Wälder und Bergwände, zwischen sprudelnden Bergflüssen und fröhlich rauschenden Wasserfällen, führte uns die schlingende Straße zu einem der märchenhaft schönen Orte des Gebirgsstocks Harz – zum kleinsten Königreich auf der Welt.
Trotzdessen, dass das „Königreich“ zwischen den hohen Bergen versteckt ist, kann man es absolut leicht finden, weil es sich beinah fast an der Straße befindet, und so ein schönes Haus wird kaum unbemerkt bleiben.
Der Name dieses Königreiches ist Romkerhalle, und seine Entstehung kann man den Kuriositäten der deutschen Geschichte zuschreiben. Dieser Name ist mit vielen königlichen Persönlichkeiten verbunden. Zum einen, noch im 19. Jahrhundert, war hier die Jagdresidenz des hannoverschen Königs Georg V. Der König schätzte besonders die romantische Schönheit dieser Örtlichkeiten und verfügte darüber wahrhaftig königlich und ordnete an hier ein Wasserfall einzurichten, das zum höchsten Wasserfall (64 Meter) im Harz wurde.
Am kleinen Fluss Romke, der hoch in den Bergen verläuft, wurde der Lauf geändert und seine Gewässer wurden dazu gezwungen vom hohen Berg zu fallen. Außerdem hat der König mit seinem königlichen Befehl diese Örtlichkeiten als zur Krone angehörig proklamiert, wobei sie keiner Gemeinde angehörten. In 1918 hat die Monarchie in Deutschland aufgehört zu existieren, und damit ist die Romkerhalle in Vergessenheit geraten. Aber nicht für lange!
In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fand in der BRD, im Harz, eine Landesreform statt und, entweder wegen Unachtsamkeit oder durch glücklichen Zufall, sind diese Ländereien nicht an eine Gemeinde gegangen, und der neue Besitzer dieser Ländereien hat auf originelle Weise in 1988 diese Möglichkeit genutzt und hat die Romkerhalle als „kleinstes Königreich auf der Welt“ proklamiert.
Es wurde auch eine würdige Herrin für dieses Königreichs gefunden – die Prinzessin Erina von Sachsen, die Frau des Enkels des letzten sächsischen Königs Friedrich-August III. Womit, sozusagen, eine Art Dynastienachfolge verwirklicht wurde. Nach ihrem Tod, welcher einige Jahre später folgte, wurde die Fürstin Susanne von Romkerhalle Nachfolgerin, und alle Fragen bezüglich der Regierung des Königreichs hat der „königliche Ritterorden von Romkerhalle“ übernommen.
Und in diesem schönen Häuschen, an welchem wir nicht vorbeifahren konnten, befindet sich jetzt das königliche Hotel, und, um dort ein Zimmer zu mieten, das nach besten königlichen Traditionen eingerichtet ist, muss man nicht unbedingt königlich sein. Hier kann man auch königlich im Restaurant mit 200 Sitzplätzen dinieren. Sehr beliebt sind hier Hochzeiten – also ganz königlich!
Also ist die Romkerhalle ein wunderbarer Startpunkt für viele Sommer- und Winterreisen im Harz, denn alles ist in der Nähe: eine wunderbare Natur und hier, bitte schön, die Antike und die Romantik, Spaziergänge, Sport, Kultur, Gesundheit – alle Vergnügungen in der Nähe.
Jana Kamalov,
Fotos des Autors.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer