Die Winterolympiade in Sochi in 2014 schlägt durch die Menge der im Rahmen des olympischen Münzenprogramms der Erinnerungs- und Investitionsmünzen aus Edel- und Farbmetallen schon heute alle Rekorde. Richten Sie selbst, zwischen 2011 und 2013 werden nur in Russland 46 Arten erscheinen (die Ausgabe ist noch nicht beendet). Dabei wird die gesamte Auflage dieser Münzen mehr als 46 Millionen Stück betragen!
Zum Vergleich – die Gesamtauflage der beiden Ausgaben (1951-52) der ersten modernen olympischen Münze zu der Olympiade in Helsinki in 1951 betrug nur 605 Tausend Stück.
Die ältesten olympischen Münzen
Nach Meinung der Spezialisten in der antiken Numismatik, die frühste olympische Münze ist ein Silberstater aus dem Olymp aus ca. 500 v. Chr. Darauf sind ein Adler, der eine Schlange zerreißt und ein Blitzbund abgebildet. Der Adler, wie bekannt, war Zeus Vogel. Und die Blitze, die für den Donnergott die Zyklopen geschmiedet hatten, waren die Hauptwaffe und das Grundattribut der Macht des Hauptgottes der griechischen Mythologie. Im Kampf um den Olymp vernichtete Zeus (oder beförderte in den Tartarus) mit ihrer Hilfe seine Feinde. Das Bild der ähnlichen Münze schmückte die Vorderseite eines der schönsten griechischen Geldscheine des 20. Jahrhunderts – 1000 Drachmen aus 1987.
Griechenland – 1000 Drachmen aus 1987
Dieser Geldschein erblickte das Licht im Vorfeld der Sommerolympiade in Seoul in 1988. Die Anwesenheit des goldlöckigen Appollos auf seiner Vorderseite ist nicht zufällig. Denn er besiegte im Laufen Hermes, und im Boxkampf Ares auf den ersten olympischen Spielen der Götter.
Der Anfang aller Anfänge
Auf der anderen Seite des Geldscheines eröffnet sich ein Ausblick auf den Olymp. Genauer gesagt, auf die Ruinen des berühmten Hera-Tempels, von welchem heute nur einige dorische Säulen übrig sind.
Griechenland – 1000 Drachmen aus 1987 – die Rückseite. Der Autor dieses berühmten „Diskuswerfers“ auf dem Geldschein im Wert von 1000 Drachmen aus 1987 ist Myron der Bildhauer aus Eleutherai (5. Jhd. V.Chr.). Das ist die erste klassische Skulptur, die einen Menschen in Bewegung zeigt.
Diese Säulen sind einer der modernen Symbole der Olympiade und werden oft auf olympischen Münzen verschiedener Länder abgebildet. Unter anderem auch auf der sowjetischen Platinmünze im Wert von 150 Rubel aus 1979.
UdSSR – 150 Rubel aus 1979 – Platinmünze
Und einst standen auf dem Platz, auf welchem die Olympiade ihren Anfang nimmt, mehr als 70 Tempel und Altare. Dort standen auch Mauer an Mauer die Tempelschatzkammern, wo die Geschenke und Reliquien aufbewahrt wurden, die den olympischen Göttern von den griechischen Städten geopfert wurden (in 85 v.Chr. wurde sie von den römischen Soldaten des Diktators Sulla geraubt). Der Olymp war die Heimat einer der sieben antiken Weltwunder – die 12 Meter hohe Statue des Zeus aus Gold und Elfenbein, die vom großen Bildhauer Phidias in 435 v.Chr. erschaffen wurde.
Cuba – 10 Pesos aus 1997 – Silber.
Im Tempel, in welchem die Statue errichtet wurde und die Herzen der Pilger zum Zittern zwang, fing auch alles an… Die Organisation der ersten olympischen Spiele auf der Erde wird von einer Legende dem Herakles zugeschrieben. Den Auftrag diesbezüglich bekam der Held der Mythen von seinem Vater, dem Donnergott Zeus. Als Ort für den Haupterleuchteten wurde ein großer Hügel mit einer Höhe von 18 Metern ausgesucht, einer, wie sie gewöhnlich über den Gräbern von Zaren errichtet wurden. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Hügel im Olymp komplett aus der Asche von denen zum Opfer gebrachten Tieren bestand. Neben dem Altar des Zeus pflanzte Herkules einen Olivenbaumsteckling, den er von den Hyperborea erstanden hatte. So entstand der heilige Hain – die Altis. Übrigens, der Legende zufolge, genau von dort aus hat sich der Baum in ganz Griechenland verbreitet.
In Qualen geborene
Nachdem die Archäologen die Listen der Gewinner rekonstruiert hatten, konnten sie das Datum der ersten heiligen Spiele berechnen – 776 v.Chr. Zuerst traten die Athleten nur in drei Sportdisziplinen an: Zweikampf, Laufen und Wagenrennen. Später wurden in das Spielprogramm auch Springen, Speer- und Diskuswurf*, Hoplitodromos oder Wettlauf der schwerbewaffneten Fußsoldaten, Kampf ohne Regeln und Boxkampf eingefügt.
Bulgarien – 10 Lew aus 1975 – die Münze des römischen Imperatoren Elagabal (218-222) mit der Abbildung der Boxkämpfer, die in Plowdiw gestanzt wurde.
Für die Zeit der Durchführung der olympischen Spiele wurden in ganz Griechenland alle militärischen Konflikte beendet, und das Gesetz „Olympischer Frieden“ trat in Kraft. Und im Olymp selber wurde es sogar verboten mit Waffen aufzutauchen. Heute wissen nicht viele, dass die berühmten 300 Spartaner, angeführt von König Leonidas I., zum Opfer der „heiligen Waffenruhe“ fielen, die mit der Olympiade von 480 verbunden ist. Sie versperrten mit sich den engen Bergpass vor der Armee des persischen Königs Xerxes, und sie zählten auf die Hilfe des verbündeten Heeres. Aber die Griechen ehrten in diesen Tagen ihre Olympiaspieler und zur Hilfe den Spartanern kam keiner. Die Tragödie in Thermopylen erschütterte ganz Griechenland, aber es war schon zu spät…
Tuwalu – 1 Dollar aus 2009 – Erinnerungsmünze „Der Kampf von Therlopylen“
Die zu den Göttern gezählten
In ihrer Heimat konnten die Olympiasieger der Antike auf lebenslange Ehren und Privilegien zählen. Sie wurden nicht schlechter als Götter geehrt. Sie wurden von Steuern und der Wehrpflicht befreit. Wenn sie Schulden hatten, dann wurden diese ihnen erlassen oder von der Gemeinde bezahlt. In Athen erhielten die Olympiasieger eine lebenslange Unterstützung. Und wenn die Sieger der heiligen Spiele starben, wurden sie auf Kosten der Stadt begraben. Nicht selten sahen die Gräber wie königlich aus. Mit den Namen der besten von ihnen wurden die Jahre der Olympiaden benannt. Interessant ist, dass ab den 60. Olympischen Spielen, die Sieger ihre Statuen auf der „Allee des olympischen Ruhms“ in dem heiligen Hain, der Altis, aufstellen konnten. Zur gleichen Zeit, beim Eingang in das Stadion wurden Bronzestatuen des Zeus „aufgestellt“, die für das Geld der in den Spielen verlorenen Athleten gegossen wurden.
Als Erinnerung an die herausragenden Siege wurde auch Geld gestanzt. Bis heute sind nicht wenig Bronze-, Silber- und Goldmünzen erhalten geblieben, die die Errungenschaften unserer weit entfernten Vorfahren in den Sportwettbewerben verewigen. So werden in numismatischen Museums- und Privatsammlungen Golfmünzen des makedonischen Königs Phillip II (382-336 v.Chr.) aufbewahrt, die von den Siegen seiner Wagen und Pferde auf den Rennbahnen des Olymp zeugen.
Die olympische Goldmünze des makedonischen Königs Phillip II.
Im Zeus-Tempel wurde die Prägung von Silbermünzen mit der geflügelten Göttin Nika – der Herrin der Sportdisziplinen, erschaffen. Ihre Abbildungen konnte man im Olymp überall sehen.
Die zweite Geburt
In 394 hat der römische Imperator Theodosius I. die Olympischen Spiele als Teil der heidnischen Vergangenheit verboten. Und für ihre zweite Geburt sind die Spiele der französischen gemeinschaftlichen und Persönlichkeit Pierre du Coubertin (1863-1937) verpflichtet, der nicht nur den Initiator der ersten olympischen Spiele der Moderne ist, aber auch den Vorsitz im Internationalen Olympischen Komitee (IOK) hatte, und lebenslang sein Ehrenpräsident bleibt. Als Zeichen der Nachfolge der antiken Spiele, fand die Sommerolympiade in 1896 in Athen statt und hatte einen großen internationalen Erfolg. Die Verdienste Coubertins sind in der Numismatik verewigt. So hat in 1982 Griechenland zu seinem Ehren eine Erinnerungsgoldmünze im Wert von 5000 Drachmen geprägt. Und zur Jahrhundertfeier des ersten Kongresses der IOK hat die Bank von Russland in 1993 eine Zehn-Rubel-Münze aus Palladium (Auflage 7500 St.) mit den Porträts von Coubertin und des russischen Generals Butovskij geprägt, einer der Gründungsmitglieder der Organisation.
Einige Worte über Talismane
Ab 1972 werden zu verpflichtenden Attributen der Olympischen Spiele die olympischen Talismane. Ihre Mission – „den Geist des Gastlandes der Spiele wiederspiegeln, Glück den Sportlern bringen und die feierliche Atmosphäre aufheizen“. Ursprünglich war das olympische Symbol ein Logo aus fünf ineinander gebundenen Ringen und das olympische Feuer. Und in der Antike traten in der Rolle der Talismane die Abbildungen der Götter auf – Zeus, Nika und Agon. Der letztere verbildlichte die Konkurrenz der Athleten. Seine Abbildung wurde auf den Tetradrachmen von der Insel Peparetos (510-480 v. Chr.) veröffentlicht, woher es auf die griechische Münze im Wert von 2500 Drachmen aus 1981 wanderte.
Griechenland – 2500 Drachmen aus 1981 – Gold.
Heute kann man sich ohne komische und geheimnisvolle, ungewöhnliche und lustige, aber immer sympathische Wesen keine Olympiade vorstellen. Der erste olympische Talisman der Moderne war der Rote Jaguar der Olympischen Spiele in 1968 in Mexiko. Und die geheimnisvollsten – die Fuwa-Puppen – die guten Geister der Olympiade von 2008 in China. Sie hießen Beibei, Jingjing, Huanhuan, Ying und Nini. Bei der Aussprache der ersten Silbe jedes Namens entstand der Satz Beijing huanying ni. Was so viel bedeutet wie „Herzlich Willkommen in Pekin!“. Die Chinesen selbst hatten etwas Angst vor ihren Lieblingen und erwarteten die ganze Zeit irgendeinen Kniff.
China – Souvenirgeldschein der Olympiade von 2008 in Pekin mit fünf Talismanen.
So wurden die Unruhen in Lhasa am 14. März der gelben Ying zugeschrieben, die die tibetische Antilope abbildet. Und als am 28. April in der Nähe der Stadt Wéifāng („Stadt der Luftschlangen“) ein Zug entgleiste und 72 Menschen starben, wurde als Schuldige der Katastrophe die Schwalbe Nini proklamiert, dessen Kopf eine Luftschlange schmückt. Am 12. Mai fand ein starkes Erdbeben in Sichuan statt und dann hat sich jeder an den Panda Jingjing erinnert, das heraldische Tier der Provinz. Und so weiter. Jedoch ist so ein „Einfluss“ der olympischen Talismane auf die Spiele eher eine Ausnahme, als die Regel. Und man sollte hoffen, dass die lustigen Attribute der Olympiade 2014 in Sochi – Schneeflöckchen und Sonnenstrählchen, weißes Bärchen, Häschen und der Leopard – wie die antiken Olympiasieger geehrt werden.
Rolf Meisinger (Mannheim)
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer