Sammler kennen Tausende von Münzen und Geldscheine mit Abbildungen von Tieren. Jedoch befinden sich auch in den vollsten numismatischen und notaphilieschen Sammlungen wenig Exponate, die Vögeln, Tieren oder Meeresbewohnern gewidmet sind, die ihre eigenen Namen haben. Die einen besonderen Eindruck auf die Menschen machten und durch verschiedene Gründe als einzigartige Vertreter des biologischen Königreichs anerkannt wurden.
Tintenfisch-Vorhersager
In 2010 hat die Republik Liberia die Münzensammler (und auch die Fußballfans) mit einer originellen Erinnerungsausgabe erfreut, die wohl dem mysteriösesten Wesen der Fußballweltmeisterschaft von 2010 gewidmet ist – dem Tintenfisch-Vorhersager Paul. Die Fünf-Dollar-Münze aus versilbertem Nickelkupfer mit bunter Ausstanzung zeigte den sympathischen kopffüßigen Mollusken mit der spanischen Flagge in einem Fühler und einem Fußball im anderen.
Dieser Artgenosse ist ein gewöhnlicher Tintenfisch (Octopus vulgaris), aus dem Ozeaneum „Sealife“ im deutschen Oberhausen und erlangte seine Bekanntheit dank der zweifelhaften Fähigkeit Ergebnisse der Fußballspiele zu erraten. Dabei wählte Paul einfach eine von zwei Futtertrögen mit den Flaggen der Gegenspielerländer, in welche für ihn Austern gelegt wurden. Voraussagen konnte er noch während der Europameisterschaft in 2008. Schon damals wurde über das Tintenfischorakel nicht nur in ganz Deutschland gesprochen, sondern auch im Ausland. Als dann Paul die Ergebnisse von vier aus sechs Spielen mit der Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft in der Weltmeisterschaft in 2010 erraten konnte, hat die amerikanische Pop-Punk-Gruppe „Nerf Herder“ ihm sogar eines ihrer Lieder gewidmet. Aber damit hörte die Karriere des Buchmacherkraken nicht auf. Paul sagte auch den Sieg der spanischen Mannschaft im Finale und den Sieg Uruguays um den dritten Platz hervor.
Am 26. Oktober 2010 verstarb Paul. Und im Januar des folgenden Jahres wurde auf dem Territorium des Ozeaneums ein Denkmal zu seinem Ehren errichtet, worin seine Asche platziert wurde. Für 2010 wurde Paul der Preis Awards verliehen, in der Kategorie „Die ungewöhnlichste Geschichte, die mit Tieren verbunden ist“.
Interessant ist, dass die ersten Münzen mit Tintenfischen noch in der Antike aufgetaucht sind. Zu den schönsten von ihnen zählen die Numismaten die silbernen syracusaeschen (oder sizilianischen) Lira. Deren Avers zierte das Porträt der Nymphe Arethusa. Und der Kraken „umwab“ die andere Seite. Womöglich haben schon damals die Menschen auf dem Geld absolut konkrete kopffüßige Kreaturen abgebildet, die die Sympathien unserer Vorfahren durch uns heute unbekannte Tätigkeiten eroberte hatten. Also kann durchaus passieren, dass unter den Vorvätern Pauls es eigene Propheten gab…
Löwenpudel
Vor der St. Peter Kathedrale in Osnabrück steht ein Denkmal zu Ehren eines Tieres, das von den Einwohnern der Stadt „Löwenpudel“ genannt wird. Auf den ersten Blick ist nichts Besonderes an der Statue zu erkennen. Es scheint, als würde diese einen Löwen darstellen. Geöffneter Maul, wuschelige Mähne, die den halben Rücken und den oberen Teil des Körpers abdeckt, die Klauen und der Schwanz mit Zotte. Vielleicht nur von der Seite sieht das Raubtier traurig aus. Als ob das nicht der König des Dschungels, sondern ein gewöhnlicher Straßenköter wäre. Obwohl, Ähnlichkeit mit einem Pudel gibt es praktisch keine. Vielleicht liegt es daran, dass auf dem Podest nur die Kopie der antiken Skulptur „thront“. Denn das von der Zeit verwitterte Original befindet sich im Geschichts- und Kulturmuseum der Stadt. Und ganz komisch sieht der Löwenpudel auf dem Notgeld von Osnabrück im Wert von zwei Mark von 1921 aus.
Bild. 2. Deutschland/Osnabrück – 2 Mark aus 1921
Wenn man sich das Bild anguckt, kann man nur schwer einen passenden Vergleich finden. Klar ist eins, dieses Tier sieht weder aus wie ein Löwe, noch weniger sieht es einem Pudel ähnlich!
Trotz solch extravaganten Aussehens, genießt das Steinwunder große Beliebtheit sowohl bei den Stadteinwohnern, als auch bei den Touristen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens, wurde er der Stadt von Heinrich dem Löwen (1129-1195) geschenkt. Und das bedeutet, dass das Original älter als acht Jahrhunderte ist. Gut bekannt ist, dass dieser Monarch aus der Dynastie der Welfen eine Schwäche für Löwen hatte. Worüber sein Spitzname „Löwe“ spricht. Zweitens, wird mit dem Denkmal eine interessante Legende verbunden, die uns in die Zeit von Karl dem Großen (742/747-814) überführt. Als passionierter Verteidiger des Christentums, kämpfte er sein ganzes Leben lang gegen die Heiden in Sachsen, die zu den alten Göttern beteten. Als Karl erfuhr, dass die Einwohner von Osnabrück wieder zu Wotan beteten, begab er sich sofort dorthin. Als er das Tor geschlossen vorfand, wurde er wütend und schwor den ersten zu töten, der die rebellierende Stadt verlässt. Die besetzten Einwohner wussten sehr gut, dass Karl nichts einfach so sagt. Deswegen wagte es keiner der Bürger zu dem wütenden König zu gehen und sich zu verbeugen. Es ist nicht bekannt, wie das hätte enden sollen, wenn nicht die Schwester von Karl dem Großen den Bürgern zur Hilfe gekommen wäre. Sie war mit einem sächsischen Häuptling verheiratet und zum Zeitpunkt der Besatzung von Osnabrück befand sie sich in der Stadt. Die mutige Frau entschied, dass der König nicht wagen wird seine eigene Schwester zu töten, und, nachdem sie ihren Lieblingspudel auf die Arme nahm (diesen Hund schenkte ihr Karl selbst), kam sie ihm entgegen. Als er sie sah, war der König der Franken verblüfft. Er verstand, dass er nicht den schrecklichen Schwur brechen kann. Aber die eigene Schwester plante er auch nicht zu töten. Und dann wurde die Situation von dem Hund gerettet. Der Pudel erkannte Karl und sprang mit freudigem Bellen zu ihm. Diese Tat kostete dem armen Tier das Leben. Aber es rettete die anderen Einwohner Osnabrücks vor dem schrecklichen Tod. Denn der Monarch erfreute sich an dem Gang der Dinge auf diese Weise und verzieh allen Bürgern sofort.
Zum Ehren des übermütigen Pudels errichteten wohl die Bürger das berühmte Denkmal. Worüber auch die Aufschrift auf der Tafel auf dem Podest zeugt.
Das traurige Schicksal von Machesche
Touristen, die in Zaire (der Name der Demokratischen Republik Kongo zwischen 1971 und 1997) in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts waren, brachten diesen Geldschein mit nach Hause als originelles Souvenir. Aber nicht deshalb, weil aus dem Land, das von unaufhörlichen Kriegen und Repressionen des Diktators Mobutu geplündert war, nichts mehr mitzubringen war. Sondern deswegen, weil der Schein im Wert von 50 Tausend Zaire 1991 ein nationales Symbol in sich trug – das Porträt des Gorilla-Männchens Macheshe. Dieser Geldschein war so beliebt im Volk, dass sie nicht anders als „Machesche“ genannt wurde. Und, z.B. statt „das kostet 50 Tausend Zaire“, wurde „das kostet einen Machesche“ gesagt“!
Bild. 3 Zaire – 50.000 Zaire in 1991
Zuerst wurde über diesen Primaten durch Reportagen auf BBC Ende der 80er Jahre bekannt. Und die Wissenschaftler bemerkten ihn in 1975. Als im Nationalpark von Kahuzi-Biéga (gegründet in 1970) wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt wurden, wurden sie zu Zeugen des „Macht“-Wechsels in einer der Affenfamilien. Der Anführer dieser Gruppe wurde ein stattliches Männchen namens Kaboko. Er wurde von einem fremden Einzelgänger namens Machesche herausgefordert. Er war etwa 15 Jahre alt, und die Biologen hielten ihn für den Sohn des Häuptlings einer anderen Gorilla-Gruppe – Muschamuk. Nach dem weltberühmten Film „Gorillas im Nebel“ (1988) haben die Weltgesellschaft und die Naturschutzorganisationen sich erneut an das Problem der Ausrottung von seltenen Affen durch Wilderer in den Wäldern des Virunga-Gebiets in Zentralafrika. Die Rolle der Amerikanerin Diane Fossi, die fast 20 Jahre lang die verschwindende Art der Berggorillas erforschte, spielte der Hollywoodstar Sigourney Weaver. Und Fossis Liebling – den Häuptling Digit (seinen Spitznamen erhielt er wegen seines schiefen Fingers) – „spielte“ der angenommene Vater von Machesche. Die, die diesen Film gesehen haben, erinnern sich bestimmt an die Szene, als der große Gorilla vorsichtig mit der Pfote die offene Hand der Wissenschaftlerfrau berührt. Übrigens, in dem Making-of des Films wird behauptet, dass Muschamuk diese Geste keiner beigebracht hätte.
In 1992 verschwand Machesche plötzlich. Die Nachricht darüber verbreitete sich schnell im ganzen Land. Die Zeitungen, die die Tragödie vorherfühlten, spekulierten unaufhörlich zum Thema „wer hat Machesche getötet“. Im August 1995 wurde seine Leiche von den örtlichen Suchern entdeckt. Der Kopf und die Körperendungen fehlten. Aufgrund dessen wurde der Schluss gezogen, dass Machesche von den Jägern nach exotischen Trophäen getötet wurde. Denn das Fleisch der Primaten zählt zu teuren Delikatessen, und gewöhnliche Wilderer würden das nicht einfach so wegschmeißen. Letztendlich wurden die Schuldigen am Tod des Affen gefangen und verurteilt. Im Prozess der Ermittlungen wurde bekannt, dass Machesche nach Befehl einer der örtlichen Führer gejagt wurde. Aber von wem genau dieser Befehl kam, wurde nicht herausgefunden. Ein Geheimnis sind auch die Namen derer, für die diese schrecklichen Reliquien gedacht waren. Wie traurig das auch ist, aber Machesches Schicksal teilte sowohl sein Vater, als auch der verfilmte Digit.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer