Bei uns in der Redaktion kam ein Brief des Lesers Alexej K. an, der uns eine Geschichte eines Missgeschicks mit einem Paket erzählte. Dieses Paket hat er aus Deutschland in die Ukraine geschickt, doch es kam nicht an. Es stellte sich heraus, dass die goldene Zeit als die Post noch einwandfrei arbeitete, schon längst vorbei ist.
Eine ziemlich teure Sendung
Alexej hat lange gebraucht, um die Geschenke für die Verwandten in der Ukraine zu kaufen und hat am 14. März den Inhalt endlich in einen großen Karton eingepackt und in die nächste Abteilung der Deutschen Post gebracht. Das Paket war ziemlich groß und schwer, es wog 10 kg und der Versand kostete 45 Euro! Aber was man nicht alles dafür tut, um seine Familienangehörigen zu erfreuen, die man leider sehr selten zu Gesicht bekommt.
Nachdem Alexej nach Hause kam, rief er in Odessa an, wo er das Paket hingeschickt hatte und teilte seinen Verwandten mit, dass er das Paket mit den sehnsüchtig erwarteten Geschenken und Souvenirs mit der Deutschen Post , genauer gesagt mit der Firma DHL abgeschickt hat. Seiner Berechnung zufolge müsste das Paket in ca. 5-6 Wochen ankommen. Zufrieden mit sich selbst und dem Leben, vergaß unser Held das Paket für einige Zeit und tauchte in den Alltag ein.
Es vergingen 6 Wochen, aber es gab immer noch keine Nachricht von dem angekommenen Paket aus Odessa-Mama. Er hat ein paar Mal seine Verwandten angerufen, aber ihre Antwort war ziemlich eindeutig: es gab keine Sendung und wenn sie bei der Post ihres Viertels abgegeben worden wäre, dann hätte der bekannte Postbote, diese heile bei ihnen abgeliefert. Zum Ende der siebten Woche war Alexejs Geduld am Ende und er ging zu der Postabteilung, von welcher er das Paket abgeschickt hat, um nach diesem zu suchen.
Die Post macht ihre Sache gut
Die höfliche Mitarbeiterin gab Alexej ein spezielles Formular zum Ausfüllen, in dem man das Sendedatum, die Adresse des Empfängers und den Inhalt der Sendung angeben musste. Nachdem er das Formular ausgefüllt hat, meinte die nette Dame, dass ab jetzt sich die Post um die Suche nach dem Paket kümmert und ihn nach 2-3 Wochen über das Ergebnis in Kenntnis setzt. Und ein Wunder! Am 25. Mai (also fast 10 Wochen später) bekam Alexej eine Mitteilung darüber, dass sein Paket zurück in Deutschland ist und so schnell wie möglich abgeholt werden muss.
Alexej nahm sich bei der Arbeit frei, fuhr zu der schon sehr bekannten Postabteilung und holte sein Paket ab, obwohl er eigentlich schon jegliche Hoffnung verloren hat, es zu finden. Nachdem er sich die Aufkleber auf dem Paket gründlich angeguckt hat, musste er überrascht feststellen, dass die Sendung doch in Odessa war, genauergesagt beim Postamt, jedoch nicht an den Empfänger geliefert wurde, sondern an den Absender, also an Alexej, zurückgeschickt wurde.
Der Aufkleber des ukrainischen Zollamtes auf der nicht zugestellten Sendung
Der Grund dafür war ziemlich trivial, die Mitarbeiter der Post in Odessa haben auf dem Aufkleber, das auf dem Paket klebte und in ihrer Muttersprache war, nicht die Postleihzahl des Empfängers angegeben, außerdem gaben sie den falschen Straßennamen an. Dabei prangte auf dem Paket stolz das Label des ukrainischen Zolls (Stadt Rowno), den die Sendung erfolgreich passierte, bevor sie in Odessa angekommen war.
Alexej war sehr verbittert, denn den Wertbetrag der Sendung hatte ihm niemand zurückerstattet, geschweige denn die Kompensation für die gezerrten Nerven und den ruinierten Glauben an den qualitativen Postdienst im Land, das den Eintritt in die EU sehr anstrebt.
From Ukraine without love (Aus der Ukraine ohne Liebe)
Der Verdruss wurde von Zorn abgelöst, nachdem Alexej das Paket öffnete, und sah, dass fast die Hälfte der Souvenirs und Geschenke kaputt war und der ganze Inhalt mit einem spitzen Gegenstand durchbohrt wurde, der an einen metallischen Abtaster erinnerte. Das war eine Überraschung, und wer sollte jetzt für den zugefügten Schaden aufkommen? Alexej machte sich auf den Weg zu einem bekannten Anwalt.
So sah der Inhalt des Pakets aus, nachdem es zurückgekehrt war.
Wie es sich herausgestellt hat, sollte man mit dem Schadenersatz und der Erstattung der Ausgaben bezüglich der Sendung nicht rechnen, da Alexej beim Versenden nicht den Gesamtwert des Inhaltes angegeben hat. Was den Versand angeht, so trägt die deutsche Post hier keine Verantwortung, da das Paket ja erfolgreich beim ukrainischen Zoll angekommen ist. Laut dem Anwalt sind das nicht gelieferte Paket und der beschädigte Inhalt das Problem des ukrainischen Zolls.
Alexej schöpfte Verdacht, dass bei der Post in Odessa die Adresse extra falsch angegeben wurde, um nach einiger Zeit das Paket auszunehmen und sich auf Kosten des dummen Absenders die Butter vom Brot zu nehmen, der es nicht gebracht hat, den Gesamtwert des wertvollen Inhaltes anzugeben. Aber wie man so schön sagt: es wird kein Dieb gehangen, bis man ihn hat gefangen, und alle Schlussfolgerungen von Alexej können in keinster Weise bewiesen werden.
Was zwei wissen, wissen alle
Die Schlussfolgerung aus der Geschichte ist offensichtlich: beim Versenden von Paketen in die Länder der ehemaligen Sowjetunion müssen unbedingt alle abgesendeten Sachen aufgelistet werden und ihr ungefährer Wert angegeben werden. Sonst wird kein Anwalt es versuchen, die Kompensation für die verlorene oder beschädigte Sendung „rauszuschlagen“.
Was unseren Helden angeht, so hat er nach dem Gespräch mit dem Anwalt, ordentlich die Überreste der Souvenirs in eine Tüte gepackt, abfotografiert und in den schwarzen Müllcontainer mit der Aufschrift „Restmüll“ reingeworfen.
Sein einziger Trost war der Brief in die Redaktion, aufgrund dessen dieser Artikel entstand. Alexej entschied: wenn man schon keine Gerechtigkeit in dieser Geschichte findet und er das Geld nicht mehr zurückbekommt, dann werden wenigstens die anderen nichts ahnenden Kunden der heldenhaften Post gewarnt, denn der Wissende ist ja bekanntlich bewaffnet.
Vom Zoll, der nicht immer sein „Okay“ gibt
Auf Wunsch der Leser haben wir uns entschieden, eine kurze Liste der Ware zusammenzustellen, die nicht dem Durchlass durch die Zollgrenze in der Ukraine unterliegen. Zum Glück hat sie nur drei Punkte:
- Waren, die einen Schaden der Gesundheit zufügen können oder lebensbedrohlich für die Menschen oder Tiere sind oder einen Schaden der Umwelt zufügen können;
- Literatur- und Kunstwerke, polygraphische oder gedrucktes Produktions, Kino-, Foto-, Audio- und Videomaterial, das Krieg, Gewalt, Pornographie, ethnische, religiöse oder Rassenfeindlichkeit propagiert und zum gewaltsamen Sturz der konstitutionellen Formation in der Ukraine aufruft;
- Ware oder persönliche Sachen, für deren Zulassung die Erlaubnis anderer staatlicher Einrichtungen erforderlich ist, die diese Erlaubnis nicht haben. Die Liste dieser Ware und persönlicher Sachen wird vom ukrainischen Ministerkabinett bestimmt.
Der Aufkleber von DHL auf dem zurückgesandten Paket
Obwohl die Liste ziemlich kurz zu sein scheint, kann für ihre Entschlüsselung mehr als eine Zeitungszeile notwendig sein. Kurz gesagt gehören zum ersten Punkt jegliche Agrarerzeugnisse oder Ware tierischer Erzeugnisse, Liste derer nur den Mitarbeitern des Zolls bekannt ist.
Mit dem zweiten Punkt scheint alles klar zu sein, aber nur auf den ersten Blick. Was „gedruckte Produktion, die ethnische, religiöse und Rassenfeindlichkeit entfacht“ im Verständnis der heutigen ukrainischen Rechtsschöpfer bedeuten soll, ist ein großes Geheimnis.
Zum dritten Punkt gehören wohl Gegenstände der Kunst und Kultur, die einen großen künstlerischen und historischen Wert präsentieren.
Was das Exportieren von Alkohol aus der Ukraine angeht, so ist es erlaubt gebührenfrei ein Liter hochprozentiger Getränke, 2 Liter Wein oder 10 Liter Bier zu exportieren. Dieselbe Regel verbreitet sich auch auf die Sammelweine aus Krim, leider dürfen diese in derselben Menge wie auch andere exportiert werden – nicht mehr als 2 Liter pro Person. Was das Geld angeht (oder Valuta, wie sie das bezeichnen), so können ohne Zolldeklarierung bis zu 10 Tausend Dollar in das Land mitgenommen werden, die gleiche Summe kann auch rausgebracht werden. Für Summen, die 10 Tausend „Mücken“ übersteigen, ist die Erlaubnis der ukrainischen nationalen Bank erforderlich.
Vitalij Schneider
Fotos des Autors
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer