Bekanntlich komm das Wort „spasibo“ (danke) von dem Ausdruck „spasi bog“ (Gott rette). In Verbindung mit diesem Ausdruck klingt „otdeljnoe spasibo“ (besonderer Dank) ziemlich rätselhaft, aber verlockend.
Von Mursi bis Mansur
Gott hat das Regime des treuen Islamisten Mohammed Mursi nicht gerettet. Das ganze Jahr lang arbeitete er als Präsident von Ägypten und hat den Bürgern Flausen in den Kopf gesetzt, in dem er ihnen ein baldiges glückliches Leben versprach. In einer sehr kurzen Zeit hat er es geschafft, eine neue, sehr islamistische Verfassung einzuführen, rief viele seiner ideologischen Gegner vom Posten ab, wenn auch nicht ganz nach dem Gesetz und setzte schon fast das Leben im Land entsprechend der Scharia in den Gang.
Im Bereich der Wirtschaft waren Mursis Erfolge jedoch ziemlich unbeachtlich. Außer den russischen Touristen haben alle anderen fast aufgehört die Kurorte von Ägypten zu besuchen. Durch die Aufhebung der Gaslieferung nach Israel hat das Regime auch nicht mehr an Geld gewonnen. Es kam zu immer mehr Konflikten zwischen den einheimischen Christen und der Regierung und ihrer islamistischen Befürworter, dafür hatte das liberale, aber noch in irgendeiner Weise christliche Europa kein Verständnis.
Die ganz normalen Bürger haben keine Verbesserung ihres Lebens gespürt. Sie hatten immer weniger Erhaltungsmittel. Dafür haben verschiedene Idioten angefangen, jedem hartnäckig zu verklickern, was, wann und wie getragen, gehört, gesehen und gelesen werden sollte.
Die ägyptischen Militärsoldaten haben auch angefangen, ihre Unzufriedenheit zu äußern. Viele mochten es nicht, fünf Mal am Tag zu beten. Außerdem haben die USA ihnen früher ein paar Milliarden Dollar für die Armut, die Überwindung der Schwierigkeiten und die Entziehung vom Wehrdienst bereitgestellt. Die Wehrmänner haben sich irgendwie daran gewöhnt und hielten es für etwas Selbstverständliches. Deswegen haben sie ganz schön gestaunt und sich über die Möglichkeit des Verlustes dieses üblichen Geldes geärgert. Es stellte sich heraus, dass die Amerikaner ihre muslimischen Brüder nicht wirklich mögen. Besonders nach dem 11. September.
Gott sei Dank hat man dem Militär im richtigen Moment erklärt, was sie machen müssen, um sich nicht vom Futterkasten zu entfernen.
Zum Glück hat die Hälfte des Volkes plötzlich angefangen, den Rücktritt des demokratisch gewählten Präsidenten zu fordern. Interessant ist jedoch, dass die andere Hälfte desselben Volkes diesen Rücktritt gar nicht wollte.
So hat der Verteidigungsminister von Ägypten, General Abdel-Fattah al-Sisi, am 3. Juli verkündet, dass die Armee für die Rettung des Volkes auftritt und der heimtückische Präsident festgenommen wird. Hier fing alles an.
Die Zahl des Befürworter und der Gegner des gestürzten Präsidenten stieg auf das Zehnfache. Obwohl die Armee nur auf die Befürworter geschossen hat, hat sich herausgestellt, dass auch die irgendwelche Waffen hatten.
Das Militär hat aber vorerst Adli Mansur zum Präsidenten ernannt. Und wie es so üblich ist, haben sie das Parlament aufgelöst, das auch durchaus auf einem demokratischen Wege gewählt wurde. Die Europäer und die Amerikaner haben schüchtern mit dem Finger gedroht, nach dem Motto: Gewalt, ist keine Lösung.
Wenn Ägypten also nicht bald beträchtliche Kredite bekommt, wird sich die Unordnung fortsetzen und verstärken. Besonders bis das Volk es versteht, dass das Militär nichts Phänomenales für das Land tun kann. Wahrscheinlich werden die Ägypter in den nächsten paar Jahren in ihrem Land etwas zu tun haben und werden sich nicht in die Geschehnisse einmischen, die in den Nachbarsländern passieren. Dafür ein besonderer Dank an sie alle. Also an die Ägypter selbstverständlich.
Er wählte die Freiheit
Wie oft schon haben die sowjetischen oder die russischen Spione die Freiheit gewählt. Sie liefen ihr in den Westen hinterher, wo sie einen äußerst warmherzigen Empfang bekamen. Es war ok.
Einer von der Zentralen Geheimnachrichtenagentur hat sich entschieden die ganze Wahrheit über die Arbeit seines Büros auf den Tisch zu legen. Ein gewisser Edward Joseph Snowden, Geburtsjahr 1983, schickte an die Zeitungen The Guardian und Washington Post eine streng geheime Information über die elektronische Beschattung der Bürger in den USA und anderen Ländern. Eine solche Beschattung ist jedoch völlig illegal. Aber natürlich wurde ausgerechnet Snowden des Verstoßes gegen das Gesetz beschuldigt.
Gott sei Dank hat sich wenigstens ein ehrlicher Mensch gefunden, der Mut bewiesen hat und über die Tätigkeit des modernen Big Brother berichtete. Es stellte sich heraus, dass es in den USA ein spezielles Programm-Projekt PRISM gibt, das ermöglicht, individuelle Informationen über jeden Bürger zu sammeln. Wobei, während der Amtszeit von Präsidente Obama, hat sich diese illegale Tätigkeit, laut Snowden, nur noch verstärkt. Interessant ist, das in dem Projekt PRISM solche Firmen wie Microsoft (Hotmail), Google (Google Mail), Yahoo!, Facebook, YouTube, Skype, AOL und Apple teilnehmen.
Eigentlich ist es seltsam, dass Edward Snowden sich solche Sorgen macht – ach, ein Eingriff in die Privatsphäre, ach, eine Total-Beschattung! In Wirklichkeit ist es doch toll, dass die Regierung sich für das Leben ihrer Bürger, aber auch der Bürger anderer Länder interessiert. Es gibt also noch jemanden, der sich für die Meinung ganz normaler Menschen bezüglich des Krieges in Afghanistan, bezüglich der Länge des Kleides der First Lady oder für das Leben in den Städten namens Odessa, die sich sowohl in den USA, als auch in der Ukraine befinden, interessiert.
Es schmeichelt, dass wir von Menschen regiert werden, denen unsere sexuellen und parteiischen Bevorzugungen nicht egal sind, die sich für unsere Gesundheit und unsere Lieblingskaffeemarke interessieren. Obwohl es gar nicht nötig wäre, uns zu überwachen, wir geben eh allesselber im Internet von sich Preis oder erzählen es am Telefon…
Es ist natürlich klar, dass es für das demokratischste Land nicht so gut ist, zuzugeben, dass es sein Volk beschattet. Andererseits hat die Regierung eine Ausrede: so kämpfen sie mit dem Terrorismus. Desweiteren auch mit dem Extremismus, der Kriminalität und der Pädophilie. Oder was ist es wogegen man gerade ankämpfen muss? Außerdem hat ein ehrlicher Mensch nichts vor seiner Regierung zu verbergen. Deswegen sollte man wenigstens einmal am Tag seine Bekannten per E-Mail darüber in Kenntnis setzen, wie und auf welche Art und Weise du deine Regierung magst. Wenn du natürlich in einem freien Land lebst.
Außerdem hat sich herausgestellt, dass die USA nicht allein im Bereich Beschattung tätig sind. Snowden behauptet, dass die Bundesrepublik und Frankreich auch nicht gerade heilig sind. Wahrscheinlich sind die anderen Länder auch nicht ohne. Schauen Sie sich doch zum Beispiel mal die Reaktion von Herrn Putin an. Er war damit einverstanden, dem ehemaligen Mitarbeiter der Zentralen Geheimnachrichtenagentur politisches Asyl zur Verfügung zu stellen, wenn Snowden seine feindliche Tätigkeit gegenüber den USA beendet. Das ist nicht mal lustig.
Frankreich hat den Luftraum für das Flugzeug des bolivischen Präsidenten gesperrt, weil man Verdacht geschöpft hat, dass sich in diesem Flugzeug ein fliehender Spion befinden könnte. Übrigens, besonderer Dank an diesen Amerikaner, dass er genug Grips hatte, einen Teil der gestohlenen Information bei verschiedenen Personen zu verstecken. Das heisst, dass noch die Möglichkeit besteht, mit der Zeit über unser Privatleben und die Freiheit noch viel Neues zu erfahren.
Der schuldige Bürgermeister
Yevgeniy Urlashov, der in April 2012 zum Bürgermeister gewählt wurde und bei den Wahlen den Kandidaten von „Einiges Russland“ (mit zweifacher Überlegung) aus dem Brett schlug, wurde endlich festgenommen. Alle sind ja schon richtig müde vom Warten. Erst wurde er der Erpressung von Bestechungsgeldern und dann auch der vielfachen Bestechung beschuldigt.
Interessant ist, dass der Bürgermeister den Unternehmer und Deputaten des „Einigen Russlands“, Herrn Sergej Schmelev bestochen hat. Aber auch andere Businessmänner – in der Regel waren sie mit „Einiges Russland“ verbunden. Ein typischer korrupter Typ eben…
Gott sei Dank hat er sich selber bloßgestellt, in dem er an der Kundgebung gegen Betrüger und Diebe teilgenommen hat. Ein besonderer Dank auch an die linksschützenden (es tut mir leid, wahrscheinlich doch an die rechtsschützenden) Behörden. Wie schnell sie doch alles aufgeklärt haben! Nicht mal die sorgfältige Maskierung von Herrn Urlaschov hat geholfen. Stellen Sie sich das doch mal vor: er nimmt Millionen von Bestechungsgeldern und lebt dabei mit seiner Tochter in einer gewöhnlichen Dreizimmer-Wohnung. Er hat nicht mal einen Flachbildschirmfernseher. Die Untersuchung hat aber sofort ergeben, dass er das Geld hinterhältig bei seinem arbeitslosen Nachbarn Stepan Sinjakin versteckt. Das heißt, zuerst hat man gedacht, dass die 18-jährige Tochter das Geld im Wert von 500 000 Dollar zum Nachbarn gebracht hat. Unklar ist nur, wann sie das gemacht haben könnte. Naja, und die mädchenhafte Gutgläubigkeit hatte keine Grenzen. Hat einfach so mal eben eine halbe Million Dollar einem kaum bekannten Nachbarn gebracht und nicht mal einen Beleg von ihm verlangt. Sinjakin seinerseits, als ein relativ ehrlicher Mensch, anstatt das Geld in seinen Besitz zu nehmen, brachte es dahin, wo es hingehört. So vornehm sind eben die Arbeitslosen heutzutage in Russland.
Gott sei Dank haben sich die Ermittler an den Kopf gefasst, wenn auch nicht gleich. Jetzt sagen sie, dass der Bürgermeister selbst das Geld dem Nachbarn gebracht hat. Fragt sich nur, warum um Himmels Willen? Wenn er von vorne rein wusste, dass er festgenommen wird, dann hätte er sich auch was Besseres überlegen können. Übrigens behaupten die Vollzugsbehörden, dass sie Aufnahmen der Telefongespräche des Bürgermeisters von Jaroslavl und sogar eine Videoaufnahme davon, wie Urlashov das Bestechungsgeld bekommt, besitzen. Ob sie wohl auch die Verordnung des Staatsanwaltes über die Organisation der Außenüberwachung des Bürgermeisters haben? Es wäre dann auch interessant zu wissen, von welchem Datum.
Was die Echtheit dieser Aufnahmen betrifft, so ist es bekannt, welche technischen Möglichkeiten die Geheimdienste besitzen und auch die Tatsache, wie die russischen Experten arbeiten. Aber auch Richter. Nicht alle natürlich. Dafür ein besonderer Dank.
Nichts Persönliches
Die russische Regierung hat sich also entschieden den Besitz der Russischen Akademie der Wissenschaften zu privatisieren. Und es ist auch richtig so. Nicht, dass das Grundvermögen umsonst zunichte geht. Besonders in solch einer Stadt wie Moskau.
Es wurde vorbereitende Arbeit geleistet: man hat die störrischen Führungskräfte ausgewechselt. Warum sollten sie einem auch leidtun? Zumal das Alter vieler Akademiker schon die siebziger Jahre Grenze überschreitet. Man kann also hoffen, dass sie nicht aufmucken. Besonders, wenn man ihnen Stipendien verspricht.
Man könnte meinen, es wäre möglich eine hervorragende Reform durchzuführen: die landwirtschaftliche, medizinische und die Russische Akademie der Wissenschaften miteinander zu vereinen. Der neuen Akademie die wissenschaftlichen Sachen zu überlassen. Nur teilweise, und nicht die finanziellen, versteht sich. Die Verwaltung des Vermögens und die finanziellen Flüsse jedoch an die eigenen Leute übergeben.
Aber weit verfehlt. Es stellt sich heraus, dass einige Akademiker ziemlich lange leben und sich noch daran erinnern können, wie man sie in der Zeit der Bolschewisten und der Kommunisten versucht hat dazu zu zwingen, Andrej Saharov aus den Akademikern auszuschließen. Oder später Herrn Berezowski. Gott sei Dank ist daraus nichts geworden.
Es gibt nichts, wofür die russischen Wissenschaftler die heutige Regierung und die heutige Macht mögen könnten. Es fingen unter ihnen irgendwelche ungesunden Debatten und Proteste an. Auch die ausländischen Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaft haben diese hervorragende Reform negativ aufgefasst. Danke an alle, aber es gelang nicht, die Reform schnell durchzuführen. Nach so einem Widerstand, fing ich sogar selber an zu zweifeln.
Aber seien wir mal ehrlich, in den letzten zehn Jahren wurden alle Möglichen in die Akademie aufgenommen. Besonders Beamte und Unternehmer. Es ist etwas beschämend, sich daran zu erinnern.
Vielleicht ist das der Grund, warum die Akademische Wissenschaft in letzter Zeit keine besonderen Erfolge aufweist. Irgendetwas verfaulte im Dänischen Königreich.[1] Es sind aber auch viele intelligente Ehemänner ins Ausland gegangen, die dazu auch noch die Talentiertesten waren. Vor kurzem hat ein Paar von ihnen sogar einen Nobelpreis in Physik bekommen. Es hat ihnen jedoch niemand vorgeschlagen, russische Akademiker zu werden. Doch die Regierung hat nicht an Hoffnung verloren.
Es gelingt ihr vielleicht nicht beim zweiten, aber dann beim dritten Versuch einen Leckerbissen von den Akademien abzubekommen. Denn Gott sei Dank ist Russland ein demokratisches Land. Dafür ein besonderer Dank an all die, die daran glauben.
[1] „Something is rotten in the state of Denmark“ aus Shakespeares “Hamlet”