Die Berge sind natürlich nicht der Kaukasus und schon gar nicht Tibet, aber vielleicht ist das auch besser so. Ohne überflüssige Extreme, so zu sagen. Und, trotzdem, nicht um sonst nennen einige Bad Harzburg – die Perle von Harz.
Übrigens, ich kann mir nicht die Freude ersparen und anmerken – in letzter Zeit trifft man immer öfter in dem russischen Sektor des Internets auf eine richtigere Transliteration, meiner Meinung nach, der Verschriftlichung sowohl der Stadt, als auch des Gebirges. Denn „Garz“ (Deutsch: Harz, Russisch: Гарц) und „Bad Garzburg“ (Deutsch: Bad Harzburg, Russisch: Бад Гарцбург)[1]…
Ehrlich gesagt, solange ich in Deutschland lebe, kann ich nicht verstehen, warum es auf Russisch „Gamburg“ (Deutsch: Hamburg, Russisch: Гамбург), „Gannover“ (Deutsch: Hannover, Russisch: Ганновер), „Garz“ (Deutsch: Harz, Russisch: Гарц) , usw. heißt[2]. Okay, das deutsche „Herr“ klingt im Russischen mit dem Buchstaben „H“ ein wenig… zweideutig[3]. Aber alles andere? Genauso mit Genrich Geine (Deutsch: Heinrich Heine, Russisch: Генрих Гейне)[4]. Die Deutschen verstehen dann überhaupt nicht, worum es geht.
Aber ich bin, glaube ich, vom Thema abgewichen.
Also, Bad Harzburg – ein gesundheits-klimatisches Thermalquellenkurort mit einer Familie von Heilquellen, und somit gehört die Stadt zu Recht zu den fünf besten Erholungs- und Kurorten in Deutschland. Und unterscheidet sich von vielen anderen durch ziemlich demokratische Erholungs- und Kurpreise.
Einzigartiges Klima, pittoreske Landschaft, mehr als 150 km gepflegter Fußgängerwege im Nationalpark Harz, die berühmten Salzthermen, Schwimmbäder, Tennis- und Golfplätze, Wintereisbahn, Strecke für Bobfahren, Seilbahn, Casino, Pferderennbahn… Aufzählen kann man noch sehr lange. Hinzu kommt eine Menge an Restaurants und Cafés, unzählige Geschäfte. Und nur etwas mehr als eine Stunde Fahrt von Hannover mit dem Zug. Ohne Umsteigen!
D.h., morgens losfahren, einen Tag lang spazieren und abends – wieder zurück. Was der Autor dieser Zeilen auch einst mit Freude gemacht hat. Ich muss ehrlich sagen – Begeisterung!
Man kann nicht sagen, dass z.B. in Hannover die Luft zu stark verschmutzt ist und sich nur schlecht für normales Leben eignet. Aber, wenn man in Bad Harzburg ankommt, merkt man sofort den Unterschied. Sogar der Geschmack, wenn man das so sagen darf, der Luft ist besonders. Und dringt wie von alleine in die Lunge. Man muss sich nicht mal anstrengen.
Die Häuser von Bad Harzburg kann man überhaupt bis in die Unendlichkeit bewundern. Jedes ist individuell und einzigartig auf seine eigene Art und Weise. Und, im Gegensatz zu dem nicht weit entfernten Goslar, ist das ein Erholungs- und Kur-, aber kein Touristenpilgerort. Alles ist ruhig, langsam, entspannt.
Und was für eine Freude macht es auf der Bank neben dem fröhlich singenden Bergfluss zu sitzen, welcher, kann man sagen, direkt auf der Hauptstraße des Kurortes verläuft. Und in dem bayerischen Restaurant Fleisch mit Pfifferlingen essen, und mit dem berühmten bayerischen Bier nachtrinken.
Durch die Nummernschilder der Autos kann man durchaus die Geografie des Landes kennenlernen.
Und aufrichtig auf die örtlichen Einwohner neidisch sein, die seit Jahrzehnten in Umgebung solch einer Schönheit leben. Obwohl, was wir haben – das schützen wir nicht. Die Bewohner der Insel Rügen fliegen in den Urlaub in die Türkei, nach Spanien, Griechenland. Und die Bewohner der Mittelmeerküsten zählen diesen Fakt zu nichts Außergewöhnlichem.
So ist die menschliche Natur.
Aber die Götter haben zu ihrer Zeit großzügig Deutschland mit unzähligen Erholungs- und Kurorten beschenkt. Und in jedem dieser Orte gibt es einen eigenen besonderen Zauber. Wie auch, etwas eindeutig individuelles, einzigartiges, das einen förmlich dazu zwingt in diesen liebgewonnenen Ort immer wieder zurück zu kehren.
Wenn ich „überflüssiges“ Geld hätte, hätte ich mit Freude eine 7-Zimmer-Villa in Bad Harzburg gekauft, die in 1907 gebaut wurde. „Nur“ für 450.000 Euro. Aber wie lecker wird sie vom Verkäufer beschrieben.
„Einige erneuerte Granitstufen und Sie finden sich auf vor der sorgfältig renovierten Eingangstür mit farbigen Fenstern. Dahinter folgt noch eine Tür, die in einen hellen Flur führt. Von welchem man in das Wohnzimmer, in die Küche, in die Abstellkammer, in die Bibliothek und zum Gäste-WC, das mit hellen Fliesen verkleidet ist, gelangen kann.
Die massive Treppe führt aus dem Flur in das zweite Stockwerk mit zwei Schlafzimmern, ein großes Badezimmer, das entsprechend der modernsten Sanitär-Technik eingerichtet ist, und zu einer verglasten Terrasse mit einer Fläche von 25² m. Übrigens, in allen Zimmern wurde der Parkett vor zwei Jahren ausgetauscht.
Aus dem Flur kann man auch in den Keller gelangen, welcher genug Platz für eine kleine Heimwerkstatt, eine Therme, einen Weinkeller und einen Abstellraum bietet. Auch aus dem Flur kann man in den Garten gelangen. Ja, es gibt noch den Dachstuhl, der wunderbar gegen schlechtes Wetter mit zwei Schichten Ziegeln geschützt ist“.
Das ist, natürlich, aus dem Bereich der unerfüllbaren Träume. Aber, übrigens, um die ein Hundert Tausend Euro kann man heute in der Perle von Harz ein ziemlich gutes Haus kaufen. Zwischen vier und neun Zimmern. Und wenn man die gut entwickelte Auto- und Eisenbahnvernetzung in Deutschland bedenkt, dann wird man sich nicht von den Vorzügen der Zivilisation abgeschottet fühlen.
Übrigens, der Bahnhof in Bad Harzburg ist ein Endgeleise. Und dem Autor dieser Zeilen würde niemals in den Sinn kommen, dass man von dem hiesigen Bahnhof (von dem ein und demselben Gleis) mit dem Unterschied von acht Minuten Züge in verschiedene Richtungen fahren könnte.
D.h. meine Frau und ich kamen zum Gleis, sahen auf dem richtigen Gleis einen Zug stehen und ohne jeglichen Zweifel besetzten wir die freien Plätze in dem Waggon. Und wir besinnten uns erst, als der Zug fünf Minuten „früher“ losfuhr, als in dem Fahrplan vermerkt.
Also fuhren wir, wie Sie selbst verstehen, überhaupt nicht nach Hannover. Aber, als wir am nächsten Bahnhof ausstiegen und uns umschauten, haben wir unsere Unaufmerksamkeit überhaupt nichts bereut. Denn ganz zufällig landeten wir in…
Aber darüber detaillierter – im nächsten Artikel.
Boris Kunin. Foto des Autors.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer
[1] Im Russischen werden fast alle deutschen Toponyme, die mit dem Buchstaben „H“ anfangen mit „G“ (Russisch: „Г“) übersetzt. (Anmerkung des Übersetzers)
[2] Siehe Fußnote 1
[3] Auf Russisch beschreibt das Wort „Her“ (Russisch: хер) das männliche Geschlechtsorgan und wird als Schmimpfwort benutzt, deswegen wird das deutsche Wort „Herr“ als „Gerr“ (Russisch: герр) übersetzt. (Anmerkung des Übersetzers)
[4] Siehe Fußnote 1