Jeden Tag, außer Montag, in der Orangerie der Bad Homburger Kurpaks versammeln sich Leute, um Musik zu hören. Einwohner Bad Homburgs, Urlauber, Patienten, einige kommen sogar aus Frankfurt. Konzerte des Kurensembles sind kostenlos und offen für alle. Die Musik hilft die Laune aufzuheitern und beruhigt die Seele
Im Programm sind populäre Klassikstücke, Melodien aus Operetten und Filme, alle Straußer Walzer, Jazz, Volkstänze. Musikanten spielen zwei Stunden lang und bereiten ihren Zuhörern unbeschreibliche Freude. Aus sechs Musikern des Kurensembles sind drei aus früherem Sowjet Union.
Alexander Rodin spielt im Kurensemble Klarinette und Saxofone. Heute erzählt er über seine Arbeit und sein Leben.
Eine Arbeit ist wichtiger!
– Alexander, wann haben Sie im Kurensemble angefangen zu arbeiten?
– Es war vor 12 Jahren. Ich bin nach Deutschland gekommen und wartete auf eine Einladung zum Deutschkurs. Ich war 30 Jahre alt, hinter mir eine Ausbildung bei der Musikhochschule in Saratow und die Arbeit im Orchester und als Musiklehrer. Als meine Familie sich entschloss nach Deutschland zu ziehen, fuhr ich zusammen. Ich hatte Glück! Mein Bekannte erzählte mir, dass man in Bad Homburg nach einem Klarinettenspieler sucht. Natürlich, fuhr ich dahin, obwohl ich damals nicht in Hessen, sondern in Nord Westfalen lebte. Mike Mihajlovic, der Leiter des Kurensembles hat mein Spiel gehört und ich wurde aufgenommen. Voraussetzung für die Einstellung war unsere Vereinbarung: ich musste auch Saxofon spielen. Deutsch lernte ich in eigener Regie. Arbeit war wichtiger!
– Konnte man nicht in Bad Homburg einen einheimischen Musiker finden?
– Die Russische Musikschule ist bekannt durch ihre Gründlichkeit. Das ist wie ein Qualitätszeichen. Außerdem ist nicht jeder bereit jeden Tag zu arbeiten, auch am Wochenende mit einem Urlaub im Winter.
– So schlimm ist das auch nicht.
– Das stimmt. Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden. Ich bin froh, dass wir ein tolles Repertoire spielen. Auch ist es schön, immer wieder bekannte Gesichter bzw. Zuhörer zu sehen, unter denen auch russische Einwanderer sind. Ich war der erste von den russischen Musikanten im Ensemble. Nun sind auch andere russischsprachige Kollegen dabei: Stas Rosenberg und Vitalij Baran.
– Ist es in Deutschland üblich, Musikanten Blumen zu schenken?
– Nein, nur Applaus! Manchmal schenkt man eine Geldsumme, das ist auch nett.
– Wo spielt noch das Kurensemble?
– Wir nehmen an Stadtfesten teil, treten direkt in den Kliniken auf. Im Sommer spielen wir in der Konzertmuschel im Park.
– Gibt es noch Zeit für andere Projekte?
– Noch in Russland verliebte ich mich in Klesmer -Musik. Sie ist so leidenschaftlich, herzlich und emotionell. Mit der Perestroika kehrte die Klesmer- Musik zurück zu den russischen Hörern. Damals war alles neu, es war schwierig, Noten zu finden. Mir ist es gelungen, das Ensemble der Klesmer-Musik zu gründen. In Deutschland fand ich heraus, dass Klesmer-Musik sehr beliebt ist. Viele Deutsche sind von ihr begeistert. Es gibt deutsche Musikgruppen, amerikanische. Ich träumte ein russisches Ensemble zu schaffen. Alles fing mit der Suche nach Musikanten an. Zuerst spielten wir zu zweit mit einer Klavierspielerin, dann kamen andere Musiker dazu. Es war wichtig für uns, Anerkennung zu erlangen. Wir nahmen an verschiedenen Konzerten teil, gaben Anzeigen in jüdischen Gemeinden auf und erstellten unsere eigene Homepage im Internet.
– Welches Ergebnis führte dies mit sich?
– Heute besteht das „Wolga -Klesmer“ aus sechs Teilnehmern. Wir sind für unsere Stücke beliebt, zudem treten wir regelmäßig in Bad Homburg und Frankfurt auf.
– Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Lina Zasepskaya