Wann fängt die Integration an? Selbstverständlich, mit Erlernen der deutschen Sprache. Alle von uns nahmen mal im Sprachkurs teil und wir erinnern uns an dieser Zeit sogar mit Nostalgie: alle waren zusammen in einer großen Gruppe, alle glaubten an helle Zukunft.
Heute sind Deutschkurse besonders gefragt: 2016 sind fast zwei Millionen Menschen nach Deutschland eingereist. Was hat sich seit 10, 15, 20 Jahren geändert, als wir Deutsch gelernt haben?
Ich wäre gern Lehrer geworden…
Ich habe nie gedacht, dass ich mal Deutsch unterrichten werde. Aber heute auf der Suche nach neuem Lehrer der deutschen Sprache hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge(BAMF) neue Möglichkeiten für Lehrertätigkeiten geschaffen.
Um Deutsch zu unterrichten, muss man heutzutage einen Hochschulabschluss im Bereich Pädagogik oder Sprachen und eine Erfahrung in der Erwachsenenbildung haben. Außerdem muss man einen Nachweis des C1 Sprachniveaus vorlegen. C ist nach A und B die höchste Sprachniveaus. Dafür ist es nötig, eine Prüfung in Deutsch ablegen. Es ist nicht einfach. Die Prüfung besteht aus vier Teilen: Leseverständnis, Hörverständnis, Schreiben und mündliche Prüfung. Die Prüfung dauert fast den ganzen Tag und kostet zwischen 200 und 250 Euro. Das Ergebnis ist erst nach sechs Wochen bekannt. Für die zukünftigen Deutschlehrer ist es wichtig, gut zu abschneiden, denn alle Unterlagen zählen und müssen nach BAMF geschickt werden. Das BAMF überprüft alles und erteilt entweder eine Zulassung für die Lehrtätigkeit oder vielleicht auch nicht.
Ungewöhnliche Studenten
Man freut sich auf schöne neue Lehrbücher.
Bevor ich mit dem Unterricht anfange, erklärt mir meine Schulleiterin, was besonders zu beachten ist. Meine zukünftigen Schüler sind nicht Teilnehmer, die selbst für den Kurs bezahlen. Die Kosten für einen Integrationskurs übernimmt das BAMF, deshalb kann es verlangen, dass man regelmäßig dabei ist. Jeder Teilnehmer muss jedes Mal in einer Liste unterschreiben. Beim Fehlen im Kurs muss man ein Attest vom Arzt bringen oder eine Entschuldigung schreiben. Die Arbeit von einem Kursleiter besteht darin, eine Gruppe zusammen zu halten, Verspätungen und Fehlen zu vermeiden. Es ist nicht einfach, weil in einer Gruppe etwa 20-23 Teilnehmer sind. Die modernen Lehrbücher sind schön und praktisch und enthalten viele Dialoge und Situationen aus dem Alltag.
So läuft die Integration
Der erste Tag des Kurses ist da. In meiner Gruppe sind die Schüler aus verschiedenen Ländern, vor allem junge Männer. Für viele ist Kursbesuch eine Hauptbeschäftigung. Unter meinen Teilnehmer sind nur drei Personen aus Syrien. Dabei sind ein paar Menschen aus Marokko und Algerien, eine junge Familie aus Kroatien, zwei Frauen aus Moldau, eine Koreanerin, ein Amerikaner, ein Geschäftsmann aus Taiwan. Die größte Gruppe- fünf Männer- bilden die Männer aus Eritrea und Somalia. Viele Schüler leben in Deutschland schon seit einigen Jahren. Sie sind noch vor der Flüchtlingskrise nach Deutschland gekommen. Viele kamen auf die Suche für ein besseres Leben. Nur Syrer und Eritreer erzählen von den Kriegszuständen. Eine Frau aus Marokko lebt schon seit 19 Jahren in Deutschland, aber erst seit Kurzem fand sie die Zeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Sie spricht nicht schlecht, macht aber viele Fehler beim Satzbau. Auch richtig zu schreiben ist für sie ein Problem. Übrigens, auch andere Schüler haben ähnliche Schwierigkeiten.
Bald wurde mir klar, dass sowohl Sprachniveaus, als auch Wunsch zu lernen sehr unterschiedlich sind. Die besten Schüler sind ein junge syrischer Arzt, der in Deutschland studieren möchte, und das kroatische Ehepaar: beide Personen arbeiten schon. Sie kommen zum Unterricht immer gut vorbereitet. Eine Problemgruppe bilden Eritreer. Einige von ihnen wiederholen den Kurs, trotzdem beherrschen sie Deutsch ausreichend. Während der Stunde verfolgen sie nicht den Unterricht und antworten oft nicht themengemäß. Sie fehlen auch am häufigsten und sind auch manchmal frech.
Langsam gewöhne ich mich an meine Arbeit. Für vier Unterrichtstunden muss ich mich viel vorbereiten. Gut, dass ich nur zweimal in der Woche unterrichte,. An zwei anderen Wochentagen arbeitet meine Kollegin. Ein Modul besteht aus 100 Stunden und dauert 25 Unterrichtstage. Danach folgt das nächste Modul. Alle Schüler müssen am Ende eine Deutschprüfung im Sprachniveau B ablegen. Das sind schon gute Sprachkenntnisse sowohl für eine Arbeit, als auch für das Alltagsleben in Deutschland.
Julia Litwin, Text und Fotos.