Wenn Sie Fahrkarten bei Firmen, die sich auf Busreisen spezialisieren, bestellen, sollte Sich sich besser auf das berühmte Prinzip „Trau deinen Augen nicht“ verlassen. In diesem Fall kann eine gesunde Skepsis bezüglich der Fahrtstrecke, der Fahrtzeit und der bequemen Anschlüsse durchaus berechtigt sein.
„Wir finden den Weg zu Ihrem Herzen“
Dieser wunderbare Slogan befand sich auf einer Broschüre eines Busreiseveranstalters (nennen wir diesen hier „Superclub“) genau über der Information über die Möglichkeiten der Bezahlung der Dienste und einer Liste der Städte, wohin, angeblich problemlos, der Reisende kommen kann, wenn er von den Diensten der besagten Firma Gebrauch macht.
Mein guter Bekannter Viktor Sch. wollte im sonnigen Odessa an einer Schriftstellerkonferenz teilnehmen. Er wählte „Superclub“ gerade deswegen, weil der Fahrtpreis für zwei Personen und die telefonischen Versprechen der Vertreter des Busreiseveranstalters ihn in kürzester Zeit direkt aus Hannover nach Mama Odessa zu befördern, sehr einladend klangen.
Und tatsächlich, als er mit seiner Frau auf den Bus wartete, der durch Hannover als Transit fuhr, war alles im Rahmen der Anständigkeit: der Bus kam nur mit einer Verspätung von einer Stunde und in dieser Zeit hatte Viktor mit seiner Frau geschafft eine Tasse Kaffee zu trinken und die Eheleute fühlten sich besänftigt.
Doch schon nach der ersten Unterredung mit den Fahrern des endlich angekommenen Busses hat sich in das Herz unseres Helden eine vage Unruhe eingeschlichen. Auf die Frage, ob der Bus direkt nach Odessa fahren würde, hat einer der Fahrer ein wenig angestrengt und unbestimmt geantwortet – nach dem Motto: Steigen Sie erst einmal ein, wir klären das unterwegs.
Der Fahrer erklärte Viktor, dass bei der Bestellung der Fahrkarten er irregeleitet wurde und der Bus nur bis nach Kiew fährt.
Linientaxi nach Odessa bestellt?
Nach dem Erhalten dieser Information, erlangten Viktor und seine Frau einen Schock, denn für die Fahrkarten für die Hin- und Rückreise haben sie ganze 360 Euro bezahlt. Und jetzt stellte sich heraus, dass sie aus der ukrainischen Hauptstadt nach Odessa irgendwie selber kommt müssen…. Doch der Fahrer erklärte, dass das wohl jetzt seine Kopfschmerzen seien, und dass er die Passagiere nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen würde und einen akzeptablen Weg für alle von Kiew bis zum Odessa Busbahnhof finden würde. Der nette Fahrer sagte ebenfalls, dass die Filiale von „Superclub“ in Deutschland nur eine Vermittlerfirma ist, die das Geld für die Fahrten kassiert, aber sonst keine Verantwortung für die Passagiere trägt, und jetzt sind für die armen Passagiere allein der Busfahrer und Gott verantwortlich.
In Kiew haben die Fahrer (es waren zwei) Viktor und seine Frau zur Linientaxihaltestelle in der Nähe des Hauptbahnhofs gebracht, zahlten dem Linientaxifahrer 270 Hrywnja (ca. 27 Euro) und sagten, dass für die Rückreise Viktor unbedingt das Büro von „Superclub“ im Voraus anrufen muss, damit seine Frau und er eine passende Anschlussfahrt von Odessa nach Kiew bekommen und rechtzeitig den Bus nach Hannover kriegen könne (in ihren Fahrkarten stand ein offenes Rückreisedatum).
Viktor berechnete schnell, dass die Fahrt von Hannover nach Kiew und zurück für eine Person 126 Euro für eine Person gekostet hätte. Für zwei wäre es doppelt so viel – 252 Euro. Zuzüglich 54 Euro für zwei für das Linientaxi nach Odessa und zurück nach Kiew. Sind insgesamt 306 Euro und nicht 360 Euro, die er für die „direkte“ Fahrt ausgelegt hat. Folglich wurde er um ganze 54 Euro gebracht, wobei er statt einer direkten Fahrt wer weiss was erworben hat.
Über sechseinhalb Stunden im Linientaxi ordentlich durchgeschüttelt, erschöpft und absolut kaputt, haben die Eheleute Sch. erst nachts Mama Odessa erreicht, um genauer zu sein – den Hauptbahnhof, wo sie von ihren schläfrigen Verwandten abgeholt wurden.
Der geheimnisvolle „Vertreter“
Als Viktor dann die Fahrkarten zurück nach Hannover reservierte, lehnte er die Fahrt mit dem recht ungemütlichen Linientaxi entschieden ab. Am Telefon wurde ihm gesagt, dass vom Odessa Busbahnhof nach Kiew ein „komfortabler Bus“ fahren würde, und dort, am nächsten Morgen, ein Begleiter auftauchen würde – Vertreter von „Superclub“ – der die Passagiere zum anderen Bus begleiten würde, der von Kiew nach Deutschland fährt.
Nach einer eher ungemütlichen Nacht im Bus ohne WC und fließend Wasser, fanden sich die Eheleute auf dem Kiewer Busbahnhof wieder, wo sie auf einer Bank unter einem fraglichen Dach saßen und auf den versprochenen „Vertreter“ warteten. Wie sich herausgestellt hatte, wartete auf der gleichen Bank ebenfalls eine ältere Dame auf „das gute Wetter“, die auf einer matschigen Straße in Odessa zusammen mit den Eheleuten S. „abgeladen“ wurde. Die Dame verstand überhaupt sehr schlecht was hier vor sich ging und wiederholte nur die ganze Zeit, dass sie nach Deutschland fährt, um ihre Tochter zu besuchen.
Also musste Viktor eine eigenartige Führung übernehmen und der Mitreisenden erklären, dass wenn der geheimnisvolle Vertreter in nächster Zeit nicht auftauchen würde, sie dann ein Taxi zum südlichen Teil des Bahnhofs nehmen müssten, von wo aus der „Superclub“-Bus sie in Richtung der deutschen Grenze bringen wird.
Nachdem die armen Passagiere eine Weile lang gewartet hatten und sich schließlich entschlossen mit dem Taxi zu fahren, erschien ein recht unfreundlicher Mann, der ihnen sagte, dass er der Vertreter der Firma sei. Der Mann wiederholte wieder den sakramentalen Satz, dass die Filiale von „Superclub“, die ihnen die Fahrkarten verkauft hat, ein reiner Vermittler ist und keine Verantwortung für die Passagiere trägt. Die Passagiere zum Anschlusspunkt zu bringen sind nun jetzt wohl seine Kopfschmerzen. Zu all dem hat sich noch herausgestellt, dass während die Eheleute in Odessa waren, einige Änderungen stattfanden: Die Busse fuhren nicht mehr von der Südseite des Hauptbahnhofs – die Miliz verweigert das – sondern von einer Haltestelle namens Dachnaya (rus. Дачная).
Die Rückreise – das Schwierigste von Allem…
Über die Rückreise weiss Viktor nicht mehr viel. Das Wichtigste war, dass die Fahrer nicht besonders freundlich fahren und Auskünfte sehr wiederwillig zwischen den Zähnen hervor quetschten. Der Bus war sehr alt und eng, das WC funktionierte nicht richtig und fließend Wasser gab es gar nicht. Und die Passagiere überfüllten den Bus. Einige Male schenkten die Fahrer mit dreckigen Händen ein Getränk aus, das sie als „Kaffe-Tee“ bezeichneten. Die Eheleute lehnten das Getränk höflich ab.
An der Grenze zu Polen haben sich etwa sechs Busse verschiedener Firmen versammelt und die Polen ließen diese durch, wobei sie den „Superclub“-Bus für die komplette Grenzkontrolle anhielten. Anscheinend, war der Ruf des Busreiseanbieters schon ziemlich beschädigt… Zwar haben die polnischen Zollbeamten schon bald Gnade walten lassen und teilten mit, dass sie eine Stichkontrolle machen würden und die Passagiere mussten ihre Koffer und Taschen aus dem Kofferraum herausholen und nach Befehl eines jungen Soldaten in einer Hornbrille diese unter freiem Himmel öffnen.
Übrigens, erzählte einer der Passagiere Viktor, dass er von Mineralnyje Wody zurück nach Deutschland fährt und für sich und seine Frau 340 Euro an „Superclub“ bezahlt hat, und in der Rechnung, die die Fahrer haben, nur 240 Euro verzeichnet sind. Also, ist die Erhöhung des Preises, die keinesfalls mit Qualität zu rechtfertigen ist, und mehrmals stattfand, scheint eher ein System zu sein.
Für Bares ist billiger
Was soll man denn tun, um Überteuerungen zu umgehen und mehr oder weniger komfortabel zum Ziel zu gelangen?
- Wenn Sie die Fahrkarten bestellen, vergewissern Sie sich, dass die Fahrtstrecke wirklich direkt ist, ohne Umsteigen und weiteren Unannehmlichkeiten. Wenn doch Anschlüsse benötigt werden, dann fordern sie detaillierte Informationen über die Transportmittel an, die Sie für Ihre Anschlüsse kriegen müssen.
- Rufen Sie mehrere Busreiseveranstalter an und wählen Sie die zeitlich und preislich optimale Reise.
- Fragen Sie die Leute, die schon mit dem Veranstalter ein Mal unterwegs waren, nach ihren Erfahrungen.
- In einigen Fällen ist es viel günstiger und einfacher für einen direkte Fahrt schon im Bus zu bezahlen und ebenfalls selber in Erfahrung zu bringen mit welchem Transportmittel es am bequemsten ist zum Busbahnhof des Ankunftsortes zu gelangen.
- Lesen Sie ganz genau die Werbungsbroschüren des Busreiseveranstalters durch. Vergewissern Sie sich, dass die von Ihnen bestellten Fahrkarten auch der entsprechenden Fahrtstrecke entsprechen (manchmal muss man auch zwischen den Zeilen lesen…)
- Wenn Sie die Qualität und den Komfort der Reise als ungenügend erachten, dann verlangen sie die Erstattung eines Teiles der Kosten oder eine Entschädigung, und zwar so schnell wie möglich.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer.
Foto des Autors.