Hannover ist die Hauptstadt des Landes Niedersachsen und belegt mit ihren ca. 520.000 Einwohnern den elften Platz in der Kategorie der größten Städte Deutschlands. Von diesen 520.000 sprechen und verstehen 40.000 Russisch. Deshalb sollte man besser nicht über die Menschen um einen herum schlecht sprechen oder ihre Kleidung und ihr Verhalten lauthals beurteilen, denn sonst riskiert man als Antwort über sich oder die eigenen Verwandten viele interessante Dinge zu erfahren.
Etwa jeder siebte Einwohner Hannovers ist ein Ausländer. Dazu gehören selbstverständlich nicht die aus der ehemaligen UDSSR eingereisten Aussiedler und deren Verwandte.
Wenn man den Großraum Hannover betrachtet, also die Stadt Hannover und die Städte und Gemeinden der Region Hannover, dann beträgt die Gesamteinwohnerzahl mehr als eine Million. Und für Deutschland ist das sehr viel.
Das Wappen der Stadt Hannover in der Form eines Schildes zeigt ein weißes Burgtor auf rotem Hintergrund. Über dem Tor steht ein goldener Löwe und in dem offenen Tor befindet sich ein goldenes Schildchen mit einem Kleeblatt darauf, wobei bis heute noch ungeklärt ist, ob das Dreiblatt vom Stadtwappen tatsächlich ein Kleeblatt oder doch ein Pfeilblatt (Sagittaria sagittifolia) oder Wasserstern (Callitriche) ist.
Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass die Region Hannover schon in der Altsteinzeit um 120.000 v. Chr. besiedelt war, da in Misburg Feuersteingeräte aus dem 8. Jahrtausend v.Chr. gefunden wurden. Diese und andere Funde aus der Region belegen auch, dass z.B. i
n Rethen eine sesshafte Ackerbaubevölkerung lebte.
Die 150 n.Chr vom Geografen Claudius Ptolemäus gezeichnete Karte von „Germania Magna“ zeigt, dass an der Stelle des heutigen Hannover bereits eine Siedlung namens Tulifurdum gab, was aus dem Lateinischen übersetzt so etwas wie „Übergangsfurt“ bedeutet. Aus dieser Zeit (1.-3. Jhd. n.Chr) stammen die archäologischen Funde aus dem Untergrund der Aegidienkriche. Hier lebte der Stamm der Cherusker (gesprochen „Kerusker“). Dieser germanische Stamm unter der Herrschaft des Fürsten Arminius (besser bekannt als „Hermann“) vernichteten einen Achtel des Gesamtheeres des Römischen Reiches in der Varusschlacht (auch: Schlacht im Teutoburger Wald). Etwa 330 Cherusker traten später in den Stammesverband der Sachsen ein.
Aus der Zeit zwischen 550 und 700 stammt der große Skelettfriedhof in der Nähe des heutigen Anderten, was darauf hindeutet, dass die Menschen, deren Überreste dort gefunden wurden, zu Lebzeiten wahrscheinlich Christen waren.
In der besiedelten Gegend wurde die sumpfige Leineaue auf 500 Meter eingeengt. Den Übergang durch die Furt erleichterte eine kleine Insel inmitten des Flusstales.
Am Ende des 8. Jhd. wurde die Bevölkerung in der Region des heutigen Hannover, die zu dem Zeitpunkt schon dem Stamm der Sachsen angehörte, gewaltsam vom Karl dem Großen erobert. Die hiesigen Ländereien gehörten zur damaligen sächsischen Provinz Engern, zum Marstemgau und zum Bistum Minden. Die Gaugrafschaft Marstemgau gehörte zu den Schwerpunkten des Familienbesitzes der Billunger.
Die Besiedlung unter ihrer Herrschaft befand sich längs der heutigen Leinstraße bis zur Burgstraße führenden Gasse – der heutigen Rossmühle. An der Kreuzung der Rossmühle und der Burgstraße befand sich ein Herrenhof, der den Übergang bewachte, welcher den kürzesten Weg zwischen Lüneburg und Minden bildete.
In der Gegend der Aegidienkirche befand sich das Dorf Tigislege und eine romanische Kapelle. Seit 1124 war Marstemgau im Lehnbesitz des Grafen Hildebold von Rhoden. Unter seiner Herrschaft zog das Herrenhaus auf den heutigen Marktplatz, wo der Graf südöstlich davon eine dem heiligen Georg geweihte Kirche anlegen ließ (1150).
Spätestens nach Hildebolds Tod (1141) wurde Hannover zum ersten Mal schriftlich erwähnt. In der Hildesheimer Miracula Bernwardi heiß es 1150, dass ein Mädchen aus dem „vicus Honovere“ am Grab von Bischof Berward von Hildesheim gebetet hat und ihre Augen heilten.
1241 bekam Hannover das Stadtrecht vom Enkel Heinrich des Löwen, Herzog Otto dem Kind.
Während des Lüneburger Erbfolgekrieges (1371-1388) unterstützte die Stadt zunächst die Askanier, die die Burg Lauenrode, ein Schloss auf der Insel an der Mauer von Hannover, stürmten. Für die Unterstützung erhielt die Stadt ein großes Privileg: Zoll-, Münzprägung- und Befestingsbaurecht. Außerdem erreichte die Stadt die Zustimmung die Burg Lauenrode zu zerstören, was die Bürger mit Freude taten.
Jedoch 1388 musste die Stadt Hannover die letztlich siegreichen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg huldigen, um ihre Privilegien zu behalten. Zu dieser Zeit betrug die Einwohnerzahl etwa 4.000 Einwohner.
Schon am Ende des 8. Jhd. fing der Bau der Stadtmauer an und 1350 betrug die Höhe der Stadtmauer, die 34 Mauertürme aufwies und die Altstadt umkreiste, 7 bis 8 Meter. Die Dicke der Wände am Boden betrug 1,2 Meter und im oberen Teil – 0,8 Meter. 1367 wurde der Umbau der ältesten Kirche in der Stadt – der Marktkirche St. Georgii et Jacobi beendet, 1333 wurde die Kreuzkirche und 1347 – die Aegidienkriche umgebaut.
Am 31. Mai 1526 braute Cord Broyhan das erste Weißbier in Hannover. Am 26. Juni 1533 stimmten die Bürger der Stadt bei einer Versammlung auf dem Marktplatz für die Reformation.
Der Enkel von Ernst dem Bekenner I., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, Georg wurde 1634 zum Herzog von Calenberg-Göttingen ernannt. Als General der schwedischen Armee kämpfte er im Dreißigjährigen Krieg gegen die Katholiken und konnte alle Ländereien für die Welfen zurückerobern. 1636 machte Georg Hannover zu seiner Residenzstadt. 1638 fing der Bau der Herrenhäuser Gärten an.
Ab 1679 regierte Ernst August, der Sohn Georgs, über Hannover. Zu dieser Zeit war er mit Sofia, der jüngsten Tochter von Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz (König von Böhmen, „Winterkönig“) und seiner Ehefrau Elisabeth Stuart, verheiratet. Dank dieser Ehe wurde der Sohn von Ernst August der englische König Georg I.
1692 wird die Stadt Hannover zur Hauptstadt des Kurfürstentums Hannover. Zwischen 1676 und 1716 lebte und wirkte in Hannover der große Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716).
Während des Siebenjährigen Krieges besetzten die Franzosen 1757 Hannover, aber 1758 waren sie gezwungen ihre Besatzung zurückzuziehen. Während der Napoleonischen Kriege besetzen 1803 die französischen Truppen erneut das Kurfürstentum Hannover und 1815 brachte der Wiener Kongress für Kurhannover für außerordentliche Verdienste im Kampf die Erhebung zum Königreich Hannover.
1837, nach dem Tod von Wilhelm IV, besteigt sein Bruder Ernst August als König den Thron von Hannover, als in Großbritannien die Königin Victoria die Regierung antritt. Unter der Herrschaft von Ernst August erlebt die Stadt einen Aufschwung: es werden viele prestigeträchtige Gebäude erbaut, darunter das Operntheater, die Schlossanlage Leineschloss, die später zur Königlichen Residenz wurde, und der Bahnhof.
1866 führte Georg V. Hannover an der Seite Österreichs in den Krieg gegen Preußen und in der Schlacht bei Langensalza musste die Armee Hannovers kapitulieren, wonach das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde und zur preußischen Provinz wurde.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg fängt die Epoche der industriellen Entwicklung der Stadt an. Es entstehen große Industriekonzerne: Continental Gummiwerke, Körting Maschinenbau, Pelikan (1871), Wohlenberg Werkzeugmaschinen (1872), Rüter Stahlbau (1878), Appel Feinkost (1879), Eisenwerke Wülfel (1882), Westinghouse Bremsen (1884), Harry Brotfabrik (1887), Kaiser Brauerei und Constantin Zigaretten (1888), Bahlsen Keksfabrik und Sichel-Werke (1889), Ahrberg Wurstfabrik, Teutonia Portland Zement und Berstorff Maschinenfabrik (1897), Deutsche Grammophon Gesellschaft und Hannoversche Waggonfabrik HAWA (1898), Hackethal Draht- und Kabelwerke (1900). Einige von denen existieren bis heute.
Paul von Hindenburg (1847-1934), der in den 1870er Jahren in Hannover stationiert war, kehrte 1911 nach Hannover als Ruheständler zurück. Von 1918 und bis zur Wahl des Präsidenten von Deutschland, lebte er in Hannover im Zooviertel in der Villa auf der Bristoler Straße 6 (ehem. Seelhorststraße).
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Zentrum der Stadt fast vollständig zerstört als Folge von 88 Luftangriffen.
Bei einer Fläche von 204,14 km², beträgt die Grünfläche der Stadt 11%, einschließlich des Stadtwalds Eilenriede, der rund 650 ha groß ist. Wahrscheinlich ist das der größte Stadtwald in Europa. Außerdem gibt es in Hannover noch den höfischen Bereich Herrenhausen, welcher früher als königliche Sommerresidenz diente. Während des Krieges wurde das Schloss zerstört, aber die Parkanlagen wurden erhalten und sind der beliebteste Erholungsort für die Einwohner von Hannover. Zu einem der Stadtwunder zählt rechtmäßig der Stadtgarten. Sehr berühmt ist auch der Zoo – einer der besten in Deutschland.
Der künstliche Maschsee hat eine Fläche von etwa 78 ha. Die Stadt liegt an dem Fluss Leine und dem Nebenfluss Ihme. Natürlich kann unsere Leine dem Dnepr oder der Wolga nicht das Wasser reichen, aber zusammen mit dem Mittellandkanal machen diese beiden Gewässer Hannover zu einer Hafenstadt.
Von uns aus fahren die Schiffe ins Ruhrgebiet, nach Hamburg und nach Berlin. Der Hafen Hannover hat eine Umschlagleistung von etwa 3 Millionen Tonnen.
Vom Flughafen Hannover starten Flugzeuge nicht nur in alle Teile Deutschlands, sondern auch in über 100 internationale Ziele. Nach zwei Stunden können Sie, z.B. schon auf Mallorca sein.
Die Autobahnen A2 und A7 verbinden unsere Stadt mit dem Norden und Süden, dem Westen und Osten von Deutschland und Europa. Durch Hannover führen auch die Schnellstraßen A 37, A 352, B 3, B 6, B 65, B 217, B 441, B 443 и B 522.
Den Hauptbahnhof Hannover passieren täglich etwa 250.000 Reisende. Dieser Kreuzungsbahnhof dient als wichtiger Haltepunkt für die Strecken Hamburg-Kassel und Dortmund-Berlin. Von uns aus kann man Bern oder Paris in einer Nacht erreichen, und in einigen Stunden – Amsterdam, Brüssel, Berlin und München. Über den Hauptbahnhof verkehren 8 Regionalverkehrslinien und 8 S-Bahnlinien. Außerdem verbinden Züge der metronom Eisenbahngesellschaft Hannover mit vielen Städten Norddeutschlands.
Durch die Stadt und die Region verkehren 12 U-, bzw. Straßenbahnlinien und 150 Buslinien. Der ZOB Hannover (Zentraler Busbahnhof) ist mit dem größten Teil von Ost- und Mitteleuropa verbunden. Innerhalb von ungefähr 24 Stunden kann man mit dem Bus Kiew oder Moskau erreichen. Nützlicher Hinweis: fast alle U-, bzw. Straßenbahnlinien verkehren über Kröpke. Weitere Knotenpunkte sind der Hauptbahnhof und der Aegidientorplatz.
Hannover ist ein bedeutendes Zentrum für Wissenschaft und Bildung.
In der Stadt gibt es die Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Medizinische Hochschule Hannover und die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, in welcher, nebenbei bemerkt, junge talentierte Musikanten aus der ganzen Welt bei dem hervorragenden V. Kraynev eine Lehre machten.
In Hannover lebten und arbeiteten solche Persönlichkeiten wie der Philosoph Gottfried Leibniz, die Philosophin Hannah Arendt, der Violinist Leopold Auer, der Erfinder des Grammophons Emil Berliner, der Maler Wilhelm Busch, der Komponist Georg Friedrich Händel, die Astronomen William und Caroline Herschel, der Philosoph Theodor Lessing, der Schriftsteller Erich Maria Remarque, der Schriftsteller Rudolf Erich Raspe, die Literaten Gebrüder Schlegel und viele andere.
Hannover ist die Stadt der Ausstellungen und Messen. Jährlich finden hier 60 nationale und internationale Messen statt. Das Messegelände von Hannover ist jedes Frühjahr Schauplatz der weltgrößten Computermesse CeBIT und der zweitweltgrößten Industriemesse Hannover Messe. Weitere berühmte Messen sind zum Beispiel die Domotex – Messe für Teppiche und andere Fußbodenbeläge, die Agritechnica – weltgrößte agrartechnische Messe, die Ligna+, die CeMAT – Leitmesse der Intralogistik, die Infa – größte deutsche Erlebnis- und Einkaufsmesse, die EMO, die EuroTier, die IdeenExpo – Mitmach- und Erlebnisveranstaltung für junge Menschen im Bereich Naturwissenschaften und Technik, die Altepflege+ProPflege – Europas Leitmesse für die Altenpflege mit Schwerpunkt auf den Themen Pflege und Gesundheit, die Cosmetica – erste und älteste deutsche Fachmesse mit Kongress für angewandte Kosmetik und die Automobilfachmesse IAA Nutzfahrzeuge.
Jedes Jahr werden mehr als 2 Millionen Besucher auf den Messen verzeichnet.
In 2000 fand in Hannover die Weltausstellung EXPO 2000 statt. Daran nahmen mehr als 155 Länder teil. 18 Millionen Besucher brachten der Messe einen zweifellosen Erfolg ein.
Sergej Vikman.
Foto des Autors.
Aus dem Russischen von Yevgeniya Marmer.