Reisende in Südbayern und Tirol merken bald eine schöne Besonderheit: viele Häuser dort sind mit Malerei geschmückt.
Woher kommt eine solche Tradition
Die Apotheke in Füssen.
Die Geschichte der Fassadenmalerei in Bayern lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Jesus, Maria und andere Heilige wurden auf den Kirchenfassaden gemalt, später kamen die Stadttürme und Rathäuser dazu. Dabei verwendete man die bekannte Freskotechnik: man malte auf frischer Mörtel solange dieser noch feucht war. Die Renaissance brachte einen großartigen Aufschwung, viele Kaufmannsfamilien wurden durch den Handel vermögend. Der neu gewonnene Reichtum sollte nun im Schmuck ihrer Häuser zum Ausdruck kommen. In die folgende Zeit wurde die Fassadenmalerei noch beliebter.
Die Maler
Im Stadtzentrum von Bad Tölz.
Die Namen der vielen Künstler sind nicht bekannt. Signiert haben viele diese Maler ihre Bilder selten. Einige Bilder waren später während eines Umbaus zerstört oder werden Opfer des Bombenkrieges. Trotzdem beeindruckt das Gebliebene sehr.
Man kann Fassadenmalerei in Füssen, Oberammergau, Landshut, München, Oberammergau, Garmisch, Bad Tölz betrachten. Bad Tölz besitzt das beste erhaltene Ensemble von Häusern mit Fassadenmalerei. Deshalb ist dieses kleine Städtchen an der österreichischen Grenze überaus bekannt.
Das ehemalige Rathaus von Bad Tölz, nun Bad Tölzer Stadtmuseum.
Heute kann man die Meisterschaft und die Fantasie von den damaligen Malern beurteilen. Der Maler musste schnell arbeiten und konnte nicht sein Werk später ändern. Man musste hauptsächlich im Sommer arbeiten und das Wetter beachten.
In Erinnerung blieben die Namen von zwei Maler Franz Karner und Franz Zwinck. Die beiden Maler lebten und arbeiteten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert, als Barock und Rokokostil herrschten. Man merkt die besondere Leichtigkeit, den perfekten Geschmack, tolle Kompositionen, verschiedene Themen. Szenen aus der Bibel, Ornamente, Blumen; Musikinstrumenten, Sonnenuhren…
Einer der Maler: Franz Zwinck lebte in Oberammergau im Haus namens „Zum Lüftl“. Man nannte seine Kunst „Lüftmalerei“. Heutzutage hält man „Lüftmalerei“ für die schönste Form von Fassadenmalerei.
Die weitere Entwicklung
Ein modernes Hotel in Tirol.
Anfang des 19.Jahrhunderts änderte sich das Interesse zur Fassadenmalerei. In der Zeit des Klassizismus in der Kunst hielten viele Fassadenmalereien für übertrieben. Viele Bilder wurden überstrichen oder sogar samt dem Verputz von den Hauswänden abgeschlagen. Die Wiederentdeckung der Fassadenmalerei erfolgte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als das Verständnis für „Heimatkunst“ erwachte. Später wurde diese Kunst noch beliebter.
Viele Hotelbesitzer fangen an Malerei zu benutzen um neue Kunden zu locken. Die zeitgenössischen Künstler verwenden nun verschiedene Techniken, die ihnen Arbeit während des ganzen Jahrs ermöglichen. Es ist schön zu sehen, dass die alte Tradition weiter lebt.
Lina Zasepskaya, Text und Fotos.